Die Werkstattabenteuer der Kaffeetanne

Bei meinem Freundlichen machen sie immer, wenn der Versuch im Guten mit dem FAG Werkzeug gescheitert ist.
Eine der Kunststoff Lagerschaden so heiß bis sie Matschig ist, dann kloppen sie das Tretlager durch.
Das geht natürlich auch. Nur hab ich hier keine Lötlampe zur Hand.
Bei der Erhitzungsmethode sollte man außerdem berücksichtigen, das der Lack schaden nehmen kann.
Und wenn es ein schöner alter gelöteter Rahmen ist, besser ganz von dieser Methode absehen.

Als Tip noch, es ist manchmal hilfreich die Achse abzuschneiden.
Guter Vorschlag! Ich hab bei der Aktion 2 Bohrer abgebrochen. :confused:

Die Beschreibung der Entfernung des eingerosteten Lagers ist prima, so ein Rad wird sonst unnötig als Totalschaden verbucht obwohl im Rest noch Leben gesteckt hat.
Der Rest vom Rad ist abgesehen von etwas Rost gut. Das wär schade drum gewesen.
Mir tuts immer weh wenn ich sehe, was hier bei uns alles für gute Räder auf dem Sperrmüll landen. Meist wegen Kleinigkeiten die kaputt sind, oder auch einfach nur weil sie alt sind.

Das war ein Vorteil der alten billigen Schlagschalenlager: Sie hielten nie so lange, dass sie zwischen zwei Wechselintervallen nennenswert Rost hätten ansetzen können...
Das war aber auch der einzige Vorteil. Ich wollte so ein Geraffel heute an keinem Rad mehr fahren.
War halt doch nicht alles besser damals, als wir noch einen Kaiser hatten. :p

Lager Kaputtbohren ist aber eine gängige Praxis. Hab ich bei unseren Autos auch schon alles durch. Hinterachsbuchsen, erst den Kragen der Buchse wegsägen und dann schön 5mm Bohrer.. Alles was geht Kaputtbohren. Und dann mit dem speziell angefertigten Abzieher rausziehen.
Ach du scheiße! Ich war schon bei meiner Bohr-Operation genervt. Wenn ich sowas an einem Auto machen müsste, würd ich nen Vogel kriegen.
 
Das war aber auch der einzige Vorteil. Ich wollte so ein Geraffel heute an keinem Rad mehr fahren.
War halt doch nicht alles besser damals, als wir noch einen Kaiser hatten. :p
Zu Kaisers Zeiten waren die Lager vermutlich gar nicht ganz so schlecht, so gut eben, wie sie es hinbekommen haben. Schlimm wurde es in den 70ern als sie es so billig machten, wie sie es hinbekamen. Ich habe so ab Ende 70er viel an Sperrmüllrädern herumgebaut und eine Überdosis von dieser Technik abbekommen. Das prägt wie eine Gesenkschmiedepresse!
Ich finde aber auch wirklich, dass die Entwicklung der Fahrradtechnik den Spruch "Früher war alles besser" kräftig widerlegt. Viele Details waren einfach nur schrecklich, auch abseits der Billigräder.
 
Bohrer habe ich doch, ich hoffe eher da das nächste mal ohne bohren davon zu kommen ;)
 
Die Fag-Lager sind mit ihren Plasteschalen so ziemlich der Horror für jeden Radmechaniker. Stahlrahmen und feste Lagerschalen sind mit einem Heissluftföhn noch immer die schnellste Lösung. Möglichst den Lack schonen, und im weichen Zustand nicht belasten....
 
Ich hab so eines, welcher Hersteller müsste ich tatsächlich nachsehen.
Das gleiche Werkzeug habe ich auch. Aber bei fest gefressenen Lagershalen schert man halt einfach das Billo-Plastik ab.


Zwischenzeitlich wurde der Opa gereinigt, und wieder zusammen gesetzt:

IMG_2906.JPG

Er steht jetzt ordentlich da, und ist bereit für die nächsten 10 Dienstjahre.



Hier noch ein paar Detailbilder:

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Frisch überholter Antrieb mit neuer Sturmey-Kurbel, und verzinkter Connex-Kette für erhöhten Rostwiderstand.

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Beleuchtung neu verkabelt mit 2x0,75mm². Optisch keine Augenweide, aber funktional, und preiswert. Diese Kupferkabel gibts als 50 Meter Rollen günstig Online und im Baumarkt.
Außerdem wurde der alte halogenscheinwerfer durch ein zeitgemäßes LED-Exemplar ersetzt. Hinten gibts ebenfalls LED mit Standlicht.

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Der Ständerbügel wurde komplett zerlegt, Rost abgeschliffen, mit Zinkspray behandelt & anschließend neu gelackt.
Die Mechanik, und alle beweglichen Teile wurden anschließend mit dem guten roten Fett von @Rasende Badewanne abgeschmiert.


So langsam leert sich nun meine Werkstatt. Aber ein größeres Projekt hab ich noch im Ofen. Also seid gespannt! :D
 
Klasse Arbeit, schön zu sehen, dass heutzutage noch mal was gereralüberholt wird!
Die Kabel sehen aus wie 2x4mm² oder so!
Bei "Kupferkabeln" muss man aufpassen, das sind heutzutage teilweise nur verkupferte Alukabel, gibt ein Akronym dafür, CCA, copper clad auminium. Das ist dann nicht unbedingt, was man erwartet.
 
Klasse Arbeit, schön zu sehen, dass heutzutage noch mal was gereralüberholt wird!
Ja das stimmt. Zumal instandhalten und reparieren auf lange Sicht stets günstiger ist - Vorausgesetzt man hat die fachlich geeigneten Leute dafür im Betrieb. Aber das Thema hatten wir ja schon vor zwei Seiten. ;)

Die Kabel sehen aus wie 2x4mm² oder so!
Die Isolierung ist sehr dick, dadurch sieht es nach mehr aus als es tatsächlich ist. Die üblichen Tricksereien im Handel halt heutzutage.
Kann aber gut sein, das es auch 2x1mm² waren. Ich hab die Rolle schon ewig rumliegen, und zwischenzeitlich vergessen was der genaue Querschnitt war. Für Dynamolichter jedenfalls langts allemal dicke.
 
2x 1,5mm² Boxenkabel wäre mein Tip. :cool:
Das weckt Erinnerungen. Ich habe als Jugendlicher völlig ahnungslos (Internet war noch nicht) an meinen Rädern rumgemurkst. Mein Hauptrad damals war ein 10-Gang Rennrad, mit Schutzblechen und Lichtanlage. Bei den billigen Rädern gab es keinen Dynamohalter an der Gabel. Die waren mit einer Schelle angeschraubt. Diese hatten auf der Innenseite einen Dorn, der sich bei der Montage zwecks Massekontakt schön durch den Lack gebohrt hat. Wenn die Stelle dann plötzlich und unerwartet gerostet hat, war meistens Schluss mit Licht. Eine meiner erfolgreicheren Operationen damals war tatsächlich, dass ich die Lichtanlage auf zwei Leiter umgerüstet habe, mit alten Boxenkabeln :).
Markus
 
Heute mal was kurzes von meinem eigenen Postrad.

Nachdem sich der Winter hier im Süden nun doch nochmal ein kurzes Stelldichein gegeben hat, habe ich vergangene Woche einen neuen Reifen auf dem Vorderrad aufgezogen.

Der alte Schlappen hat zwischenzeitlich bereits Vier Winter hinter sich, und das merkte man ihm auch an:

IMG_2965.JPG

Stumpfe & fehlende Spikes. Trotz 4 Jahren in denen die Reifen durchschnittlich 3 Monate pro Jahr auf dem Rad waren und täglich ca. 25 Kilometer zurück gelegt haben, fehlten lediglich 4 Spikes.

IMG_2966.JPG

In der Nahaufnahme schön zu sehen wie stark die Spikes sich abgenutzt haben. Das Profil hat auch ordentlich nachgelassen.


Bei den verwendeten Reifen handelt es sich um "Suomi Mount&Ground".
Qualitativ absolute Spitzenklasse, hergestellt in Finnland, und mein persönlicher Geheimtipp für alle, die ordentliche Spikereifen suchen.
Er deklassiert den ollen Schwalbe Marathon Winter ganz deutlich, bleibt aber gleichzeitig gegenüber den Hardcore Eis-Reifen wie Kenda Klondike, oder Schwalbe Ice Spiker mit ihrem extrem aggressiven Stollenprofil, noch sehr zivil.
Da er zudem deutlich schmaler baut als die Konkurrenz, passt er auch auf "normale" Räder mit schmalen Gabeln bzw. ausfallenden.

Alles in allem ein meiner Meinung nach hervorragend ausbalancierter Reifen für alle, die sowohl auf Asphalt als auch Eis fahren, und auf befestigten Wegen bleiben.

Einen Nachteil allerdings möchte ich nicht verschweigen: Suomi Reifen sind in unseren Gefilden leider nicht zu bekommen. Wer ein paar möchte, der muss entweder Glück haben, und ein paar Freunde/Verwandte im nordischen haben, oder sich einen Onlineshop suchen, der bereit ist nach Deutschland/Österreich zu verschicken - und dafür gesalzene Versandkosten zahlen.
 
Moin zusammen,
ich lese hier schon länger mit, zumindest wenn's die Zeit zulässt. Da ich einige Jahre (Teil-)Zeit bei der Post als mobiler Reiter tätig war, komme ich an dieser Stelle nicht umhin, mich zu Wort zu melden!
Bei "uns" wurden die Räder eigentlich gar nicht gewartet. Wenn am Stützpunkt kein einziges Reserverad mehr fahrbar war (relevant war Kette lief irgendwie rum und die Reifen waren nicht platt, alles andere interessierte nur Weicheier), dann kam auf Anruf ein Sprinter mit mobiler Werkstatt. Ganz tote Ponys wurden abgefahren, der Rest grob gerichtet.

Mit den Reifen hatten wir tatsächlich so gut wie nie Ärger, wenn sie denn von Nokian kamen!
Das war für mich auch der Grund, am 2004 gekauften Steppenwolf-MTB umgehend die furchtbaren Schwalbe Reifen (Fat-al Bert light oder so ) runter zu werfen. Erste Fahrt im Februar durch Kiel, drei Platten wg. Streusplit - unglaublich. Dann Nokian NBXlight montiert. Schnell, kaum Pannen, alterungsbeständig. Leider irgendwann aus dem Programm gestrichen.

Die oben abgebildeten Spikes Suomi irgendwas Reifen sind auch von Nokian. Das war's, was ich eigentlich sagen wollte. :)
 
Das sind die Reifen! Wir hatten dieselben bei Postens als Sommerreifen.
 
Watt denkste denn? Natürlich dieselben.

Der Gewinn der Post fließt in die Taschen der Aktionäre.
 
Da ich einige Jahre (Teil-)Zeit bei der Post als mobiler Reiter tätig war, komme ich an dieser Stelle nicht umhin, mich zu Wort zu melden!
Cool, find ich voll gut! Da ich selbst ja bei der Konkurrenz beschäftigt bin, ist mein Backgroundwissen zu den Abläufen bei der Deutschen Post begrenzt.
Man steht halt trotzdem in Kontakt mit den Kollegen von der gelben Abteilung, aber mal ein paar Infos aus erster Hand direkt hier zu bekommen ist natürlich super.

Bei "uns" wurden die Räder eigentlich gar nicht gewartet. Wenn am Stützpunkt kein einziges Reserverad mehr fahrbar war (relevant war Kette lief irgendwie rum und die Reifen waren nicht platt, alles andere interessierte nur Weicheier), dann kam auf Anruf ein Sprinter mit mobiler Werkstatt. Ganz tote Ponys wurden abgefahren, der Rest grob gerichtet.
Interessant. Wie, und ob die Räder repariert werden scheint stark vom jeweiligen Standort abhängig zu sein.
Ich kenne ein größeres Depot, da werden die defekten Räder morgens mit dem LKW mitgenommen, der auch die Pakete/Briefe anliefert, und später wieder instand gesetzt zurück gebracht.
An anderen Orten ist es wie bei dir. Da kümmert sich keiner, und es wird gefahren bis alles auseinander fällt.


Die oben abgebildeten Spikes Suomi irgendwas Reifen sind auch von Nokian. Das war's, was ich eigentlich sagen wollte. :)
Fahrradreifen von Nokian gibt es nicht mehr. Die Fahrradreifensparte wurde bereits vor Jahren vom Konzern abgestoßen, und ist 2019 in die Pleite gesegelt.
Suomi ist der indirekte Nachfolger, welcher die alten Produktionsanlagen übernommen hat, und nun in kleinem Maßstab wieder Qualitätsreifen produziert. ;)


Sind das evtl. Deine Suomi-Spikereifen, Kaffeetanne?
https://www.ebay.de/itm/334645181777
Nein, das ist ein anderes Modell. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Modelle von Suomi, die sich in Profil und Anzahl der Spikes deutlich unterscheiden.
Den ollen Schlappen aus dem Angebot würd ich übrigens nicht kaufen. Vor allem nicht zum OVP. Der ist noch als Nokian gebranded, wer weiß wie lange der schon rumliegt. Der Verkäufer gibt ja ehrlicherweise selbst "Gut abgelagert" an.

Das sind meine Reifen: https://www.suomityres.fi/tuotteet/mountground-w160


Das sind die Reifen! Wir hatten dieselben bei Postens als Sommerreifen.
Sind Sie nicht. :p

An Posträdern waren bis etwa 2014/15 "Nokian Pacer S" montiert. Ohne Spikes, aber das Profil ist ähnlich.
Die werden auch heute wieder von Sumoi produziert: https://www.suomityres.fi/tuotteet/pacer-s
Danach hat man (vermutlich aus Kostengründen) auf Schwalbe Land Cruiser umgestellt. Letztere sind qualitativ eher mäßig, und für die Posträder ungenügend.
 
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