Sicherheit der Transportkiste (Nihola, UA, Bakfiets)

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Lastenrad
B&B MK1-E
Hallo,

wir suchen nach einem Lastenrad für den Kindertransport.
Wir wohnen in Berlin, und in Anbetracht der Tatsache, dass ich auf meinem Arbeitsweg täglich mehrere Autler konzentriert in ihr Smartphone starren sehe möchte ich gerne eine Kiste haben, die auch bei einem eventuellen (aber hoffentlich nie eintretenden) leichten Zusammenstoß mit einer Stoßstange für Sicherheit sorgt. Klar müssen wir auch mit dem Fahrrad und seinen Fahreigenschaften zurechtkommen, aber die Sicherheit ist das wichtigste.

Deswegen meine Frage: Welche der Kistenlösungen ist denn jetzt in dieser Hinsicht die "beste"?

- Nihola: Wirkt für mich in Punkto Kindertransportsicherheit als das am meisten durchdachte. Die Gurte haben (zumindest optisch) die Qualität von Auto-Sicherheitsgurten und die Kiste ist aus Stahlrohren zusammengeschweißt, d.h. sie hält doch deutlich mehr aus, als die Alu-Hüllen von Johnny Loco, Gazelle & co. Allerdings habe ich hier im Forum gelesen, dass die Bremsen unterirdisch sein sollen, wodurch das Konzept der sicheren Kiste in gewisser Weise mit dem Hintern wieder eingerissen wird. Wir würden wenn dann die 4.0-Variante nehmen, und dafür sollen die Bremsen ja absolut nicht ausreichend sein.
- Urban Arrow: Der Hersteller behauptet auf seiner website, dass bei der Entwicklung der Kiste auf Kindersicherheit besonderer Wert gelegt wurde. Inwiefern ist das Material EPP denn geeignet für diese Anforderungen? Hält das Material mehr aus, als Aluminium? Der Rahmen des UA (und auch der Kiste) ist ja wiederum nur aus Aluminium gefertigt.
- bakfiets: Diese Holkisten gruseln mich ein wenig. Die müssen doch bei einem Zusammenstoß genau in Richtung Kisteninneres zersplittern. Allerdings bestehen ca. 90% der Boxen aus Holz. Einfach weil es am billigsten ist?

Wie man merkt haben wir uns noch nicht einmal zwischen 2rad und 3rad entschieden. Hat beides seine Vor- und Nachteile (nur ein Drehschemel-3rad haben wir schon ausgeschlossen). Aber der Sicherheits-Aspekt wird einen sehr hohen Stellenwert bei der Entscheidungsfindung haben (wer die Berliner Autler kennt, wird das nachvollziehen können), deswegen wollte ich hier mal die Profis um ihre Enschätzungen bitten.

Vielen Dank und einen guten Ritt
Fritz
 
Wie viele Kinder willst du denn transportieren? Was wird sich max. alles in der Kiste befinden? Nihola 4.0 wegen 4 Kindern? Ich finde den Kistenrand vom Nihola generell zu niedrig unter dem Sicherheitsaspekt. Dabei geht es aber mehr darum, dass Kinder so einfach rausgreifen können. Holz als Kistenmaterial macht mir persönlich überhaupt kein Kopfzerbrechen. Bevor das Holz überhaupt brechen würde wird das Fahrrad ja weggedrückt und fällt beim 2 Rad auf die Seite. Das 3 Rad verschiebt sich in der Regel zur Seite. Oder die Aufprallwucht ist so doll, dass die Beschaffenheit der Kiste und ob 2 oder 3 Rad eh kaum noch eine Rolle spielt. Wir hatten bisher einen Unfall mit einem Auto vorne rechts. Unser Jüngster hat gar nicht davon mitbekommen. Bei einem 2 Rad hätten wir bestimmt gelegen.
 
Ich sehe ehrlich gesagt keinen wirklichen Nachteil im 4.0 gegenüber dem family. Wir haben bisher ein Kind, ein zweites ist in Planung und wenn man dann mal einen Freund aus der Kita mitnehmen will ist das family schon nicht mehr ausreichend. Dazu kommt, dass das 4.0 kaum breiter und kaum teurer ist, nur länger.
Aber mir ist schon klar, dass das Nihola eher ein Kurzstrecken-Gefährt wäre, weswegen wir ja auch noch das bakfiets long und eben das Urban Arrow im Blick haben.

Dass die Zweiräder im Falle eines Zusammenstoßes vermutlich umfallen ist klar, deswegen ist ja ein ausreichender Schutz umso wichtiger. Das wahrscheinlichste in der Stadt ist nun mal ein Zusammenstoß mit niedrigen Geschwindigkeiten, d.h. das Zweirad kippt um und die Kiste schlittert ein bis zwei Meter über den Boden. Eine solche Art des Unfalls lässt sich bei ernsthafter Nutzung des Rads in der Stadt nicht mit Sicherheit ausschließen und sollte im Fall der Fälle ohne größere Blessuren des Kindes ausgehen. Wenn der Gurt ordentliche Qualität hat und gut sitzt, die Kiste hoch genug ist und die Kistenwand hält, dann müsste das in meinen Augen aber auch gegeben sein.

Dass "größere" Unfälle unter allen Umständen vermieden werden müssen ist sowieso klar.

Mit welchem Deiner Räder ist denn der Unfall passiert, und wie ist er genau abgelaufen? Nach der Beschreibung vermutlich mit dem Christiania.
 
Bei dem Unfall waren wir mit dem Butchers unterwegs. Ein Autofahrer hatte in einer Baustelle die Verkehrssituation nicht richtig erkannt und fuhr uns vorne rechts an. Von der Art her ein Unfall wie wenn jemand die Spur wechselt und nicht geschaut hat ob jemand neben ihm ist. Die Kiste hatte gar nichts abbekommen und durch die Neigetechnik/das Fahrwerk noch nicht einmal die Position verändert. Auch bin in der normalen Position dabei sitzen geblieben. Das Fahrwerk hatte den Aufprall komplett kompensiert. Das rechte Vorderrad und Teile des Fahrwerks mussten erneuert werden. Das Auto stand richtig auf dem (in der Mitte einmal geknickten) Vorderrad drauf. Das Christiana wäre sehr wahrscheinlich nach rechts verschoben worden und ich denke es hätte an der Kontaktstelle weniger Schaden genommen. Ich gehe davon aus, dass das Christiania aber in der speziellen Situation auf die Gegenspur geschoben worden wäre und dort fuhren Autos.
 
Lieber Fritz!

Du stellst da eine wichtige und schwierig zu beantwortende Frage in den Raum. Im Bereich Fahrrad und Kindertransport scheinen mir sehr viele Kompromisse zu existieren.

Wir haben nun mehr als zwei Jahre Kindertransporterfahrung per Rad. Erst kam der Anhänger (ein "Croozer"), dann der Kindersitz hinter dem Sattel (verschiedene), zuletzt ein Lastenrad (zweirädrig, ein Johnny Loco Cargo Coupe). An der Stelle möchte ich noch anmerken: Mit dem von Dir als eher unsicher eingeschätzten Johnny Loco Transportrad meintest Du wahrscheinlich das in Deutschland weitaus mehr verbreitete Dreirad, nicht das unsrige Modell. Das Dreirad hat dünnes Alublech als Kiste, bei unserem Zweirad umgibt eine stabilere Metallrohrkonstruktion den Kindertransportkorb. Aber egal.

Vielleicht kennst Du schon diese Testreihe, ich glaube es war sogar vom ADAC (!), demnach die Kinderanhänger recht sicher seien, weil sie bei etwaigem Anprall sehr leicht nachgeben, verschoben werden, die Energie damit abgebaut werden könne. Vorausgesetzt, dass Raum dafür zur Verfügung steht und die (Hals-) Wirbelsäulen der Kinder das mitmachen, dazu kein Material eindringt. Das Ganze wurde sogar als grundsätzlicher Vorteil gegenüber Lastenrädern dargestellt.

Uns erging es so (wie vielleicht vielen), dass wir das Hinterhergeschleppe vom Kind im Anhänger als unangenehm empfanden. Wegen des fehlenden dauerhaften Sichtkontaktes, wegen der niedrigen Position des Hängers gegenüber dem Autoverkehr und so fort.

Wir wohnen übrigens auch in Berlin und Deine Bemerkung bezüglich der Verkehrsdisziplin der Autofahrer hier habe ich schon verstanden. ;-)

Tja, Sicherheit. Es sind letztlich viele unterschiedliche Punkte, die hineinspielen:

Aktive Sicherheit

- Empfinde ich auf dem Zweirad recht gut wegen der Möglichkeit rasch auszuweichen, zumindest ggü Drehschemel-gelenkten Dreirädern. Die Bremsen sollten hinreichend gut sein, klar.

- Eine riesengroße Rolle spielt meiner Erfahrung und Überzeugung nach die Wahl der Strecke. Es gibt (zumal hier in Berlin) baulich (regelungstechnisch) unfallträchtige Routen. Dazu zähle ich auch solche, bei denen mir als Radfahrer angesichts der offensichtlichen Benachteiligung gegenüber dem motorisierten Verkehr regelmässig "der Kamm schwillt". Dergestalt, dass meine Bereitschaft steigt, selbst auch nicht ganz regelkonform zu fahren (es den Autlern gleich zu tun). Dies birgt Risiken!

- Gutes Licht ist wichtig, Dauerlicht auch am Tage! Daher habe ich nachgerüstet auf einen hoch-luxigen guten Frontscheinwerfer, der NaDy war zum Glück schon verbaut, das Rücklicht schon prima.

- Gut hörbare Schallzeichen geben zu können ist eminent wichtig! Ich habe zwar bislang noch keine Presslufthörner probiert, aber alles andere taugt meiner Erfahrung nach wenig. Egal, ob Glocke, ob Hupe. ABER: Selbst laut zu rufen, zu schreien, zu brüllen, ein auffälliges Geräusch zu machen (möglichst hoher Ton, ein Segelfreund brachte mir das mal als Signal vom Havelufer zum Segelboot bei) - das funktioniert sehr gut! Diese akustische "letzte Warnung" hat mich / uns schon oft "gerettet", möchte ich meinen.

- Auch auf die Gefahr hin falsch verstanden zu werden: ein defensive und vorausschauende Fahrweise ist enorm wichtig. Ich nehme mir das Recht zu dieser Klugscheißerei heraus und beziehe mich vor allem auf einen selbst durchlittenen schweren Radunfall, der zwar unverschuldet, aber sicher nicht gänzlich unvermeidbar gewesen war. Zur "Sicherheits-Rolle" gehört für uns übrigens immer auch die Option, den ÖPNV zu nutzen (selten), ein Auto auszuleihen (superselten) und / oder einfach mal zu spät zu kommen (per pedes). Immer dann, wenn das Wetter oder die Zeitplanung einem einen Strich durch die Rechnung machen. Gesund ankommen ist das Wichtigste!

Was Du aber nachfragtest, das ist wohl das Thema Passive Sicherheit, speziell bezogen auf die Kindertransport-Box, oder?

- Grundsätzlich stellt sich mir bei ganz vielen Radkindersitzen, gerade auch solchen in Lastenrädern, die Frage, was die Rückhaltesysteme taugen und wie durchdacht die Sitzposition ist. Die Gurte sind häufig nicht wirklich verrutsch-sicher (immerhin zappeln die meisten Kinder während längerer Fahrt). Den Croozer (Anhänger) fand noch am besten bezüglich der Gurte. An die Systeme für das Auto, wie den "Maxi Cosi" etwa, kommt das alles aber nicht heran. Wäre ausreichend Platz im Lastenrad (in der Box), dann würde ich gerne auf diese ausgereifte Autotechnik (für Kindersitze) zurückgreifen und allenfalls noch die Federung optimieren. Leider müssen wir beim Transportrad mit 27cm Sitzbreite pro Kind auskommen, zumindest ab dem Frühjahr, wenn auch unser zweites Kind dann im Rad mitfahren soll.

- Geometrie. Unabhängig vom Material und der Widerstandsfähigkeit der Box: Ich sehe nicht selten diese typischen klassischen holländischen Bakfietsen mit Holzbox rumfahren, deren Box-Rand relativ niedrig ist. Das hat dann zur Folge, dass die Kinder die Arme hinaushängen lassen, dass sie oft mit dem gesamten Oberkörper schaukelndüber die Brüstung wackeln (bei den Zweirädern kommen ja auch noch das Gewackel durch den Wiegetritt und die vielen Ausgleichs-Lenkbewegungen dazu). Wenn schon die Überlegung dahin geht, dass ein Rad kippen könnte, weggeschoben werden könnte, dann wäre es meiner Ansicht nach doch besser, dass ein größerer Teil des Kindes / der Kinder geschützt hinter der Wand der Transportbox ist.

- Du siehst schon: Auf das Material der Box komme ich nun wirklich zuletzt. Ich denke, dass eine Bauweise vergleichbar dem Auto, wo berechnete Knautzonen einerseits und ein Sicherheitskäfig andererseits sich gut ergänzen, beim Lastenrad einfach nicht realisierbar ist. Zu kompliziert, zu schwer, zu teuer, zu groß. Bei den meisten Kindertransport-fertig verkauften Lastenrädern scheint mir nur ein geringer Teil des Preises in die Transportbox zu gehen. Dass traditionell und gerne Holz verwendet wird, hat aber sicher auch damit zu tun, dass An- und Umbauten einfach zu realisieren sind. Die von Dir angesprochenen Probleme, dass Material splittern könnte, eindringen in den Kinderraum, etc., sind nicht von der Hand zu weisen. Mir graut vor solchen Szenarien. Andererseits würde ich voraussetzen, dass dann schon erhebliche kinetische Energie im Spiel sein müsste. Wie auch immer, ich würde die Möglichkeiten der aktiven Sicherheit bestmöglich ausnutzen. Na, ja, und über die handelsüblichen "Dächer" (Regenabdeckungen, Windschutz) brauchen wir nicht zu diskutieren. Das Zeug hält nichts aus, hält nichts ab, außer vielleicht (ein wenig) das Wetter. Eine gute Frage ist freilich, ob auch in einer Transportbox die Kinder besser behelmt sitzen sollten. Wir machen es bisher nicht so.

Freue mich auf feedback! Du siehst / ihr seht: das Thema interessiert ungemein.

Beste Grüße!
Joshua
 
Ich bin ein schwerer Befürworter vom Kopfschutz. Meine Jungs sitzen nie ohne Ribcap in der Box und ich nicht ohne Ribcap auf dem Sattel. Wenn die Temperaturen anziehen steigen wir auf herkömmliche Fahrradhelme um. Aber wie so oft nie eine Regel ohne Ausnahme: wenn es unerträglich heiß ist und die Kinder sich unter dem Helm nur noch quälen müssen und wir ganz sutsche unterwegs sind wird der Helm auch mal weggelassen. Das hat aber absoluten Seltenheitswert.
 
Hallo @all,
Gute Diskussion!

Wir kommen oft auf dieses Thema zu sprechen und sehen bei manchem Hersteller beim Thema Kindersicherheit noch echten Nachholbedarf. Beckengurte oder mit kleinen Schräubchen festgemachte Bändchen, die dann als 3-Punktgurte vermarktet werden - gehen für uns gar nicht.

Wichtig ist neben dem Kopfschutz, dass die Hinterköpfe auch Halt finden - sonst ist der Nacken und Hals bei Bremsmanövern nicht geschützt.

@Fritz Cola: komm gerne mal auf eine Douze-Probefahrt vorbei.
Die Kinderbank, für die wir uns entschieden haben, hat 5-Punkt-Gurte aus dem Automobilbereich, eine lange Rückenlehne mit Kopfbezug und 2 Kinder finden nebeneinander Platz. Die Gurte können im Schulterbereich in meheren Positionen durchgeführt werden, bei nur einem Kind kann der zweite Gurt auch in der Mitte angebracht werden.
Die beiden seitlichen Relingrohre am Douze sind im Falle eines Unfalls ein Rammschutz, der vor allem aber dem Rad mehr Raum im Straßenverkehr abverlangt - Lastenräder werden weniger knapp überholt, seltener geschnitten und auch nicht so häufig angehupt.

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Hallo, danke für die Antworten.

@Joshua
Klar, Du hast schon Recht, oberstes Gebot ist es einen Unfall zu vermeiden. Wege ohne Autoverkehr suchen, eine starke Lichtanlage, flatternde Fahnen, gute Bremsen, vorausschauend und defensiv fahren ... es kommt aber trotzdem der Punkt, an dem ich auch noch einen stabilen Kasten um mein Kind wissen will.

Knautschzone wird man keine einrichten können, braucht man ja auch nicht, es geht um innerstädtischen Verkehr, wenn es zum Zusammenstoß kommen sollte, dann sollten die Geschwindigkeiten deutlich unter 30 km/h liegen.
Es wundert mich schon, dass auf die Sicherheit des Kastens allem Anschein nach so wenig Wert gelegt wird. Gibt es denn kein Konzept mit Überrollbügel? Nihola verstärkt seinen Kasten mit Stahlstreben, warum ist das kein Standart?

Das Johnny Loco Zweirad (genau wie das Gazelle) hat einen schönen Kasten inklusive Schutz nach oben, aber der ist komplett aus Aluminium gefertigt. Wenn der Sitzkasten mit Stahlstreben verstärkt wäre, dann wäre das ziemlich genau das, was ich mir vorstelle. Aber Aluminium hält im Ernstfall ja gar nichts aus.


@bjw
Ich selbst fahre nur noch mit Helm. Das wird auch bei unserem mitfahrenden Kind so sein, keine Frage. Aber ein Helm hilft nur ganz spezifisch. Da muss in meinen Augen noch mehr gehen.


@LittleBigCargo
Ich bin heute auf meinem Arbeitsweg auch auf das Douze gekommen. Und bevor ich hier das Forum geöffnet habe bin ich sogar beim googlen genau auf Eurer Seite gelandet. Allerdings habe ich da jetzt gelesen, dass der vordere Rahmen (wo ja der Transportbereich dazu zählt) offensichtlich auch aus Aluminium gefertigt ist. Ist das richtig?
Wenn das ein Stahlrahmen wäre, dann würde eigentlich nur noch ein Überrollbügel fehlen (den man sich dann eben selber schweißen müsste/schweißen lassen müsste) und evtl. eine Transportbox, die z.B. mit EPP ausgekleidet ist sowie das entsprechende Gurtsystem.

Ich werde auf jeden Fall mal vorbeischauen und mir das Douze ansehen.


Ed: Habe gerade gesehen, dass weder Johnny Loco, noch das Gazelle nach oben Gestänge, also eine Art Überrollbügel haben. Anscheinend gibt es das überhaupt nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Fritz,

einen Überrollbügel hat unseres Wissens nach nur das Livelo aus Schweden - in Deutschland könnte dieses Feature sehr gut ankommen: http://livelo.se/ Noch ist unklar, ob es in Deutschland verkauft werden wird.

Das Thema "Schutzbügel nachrüsten" ist wahrscheinlich nicht ganz trivial, aber genauso wie Isofix-Aufnahmen und sichere Kinderbänke sehr zum Diskutieren/Weiterdenken geeignet.

zum Thema Knautschzone: Wir haben schon eine Reihe Unfall-Long Johns gesehen, die Ladefläche war nie betroffen, die meiste Aufprallenergie haben Vorderrad, Gabel und die vordere Rahmenpartie abbekommen.
 
Den crash wo beim Lastenrad ein Überrollbügel einen Vorteil bringt mag ich mir lieber gar nicht erst ausmalen...
 
Den crash wo beim Lastenrad ein Überrollbügel einen Vorteil bringt mag ich mir lieber gar nicht erst ausmalen...
Muss gar kein wilder Unfall sein, aber schon ein Fahrrad, das unkontrolliert auf der Seite rutscht kann einen Schutz nach oben gut gebrauchen. Auch Zweiräder, die auf dem Kopf landen kann ich mir (wenn sie z.B. in einem Meter Höhe seitlich getroffen werden) vorstellen, ohne, dass es gleich um dramatische Geschwindigkeiten geht.

@LittleBigCargo
Das sieht ziemlich gut aus. Allerdings aus einem sehr weichen Aluminium hergestellt (wieso bloß?). Aber das ist ein Rad, das ich mir auf jeden Fall näher ansehen würde.
 
Knautschzone wird man keine einrichten können,
Dort wo ein Auto Knautschzonen hat, hat sie ein Fahrrad auch, nämlich in Gestalt von Speichenrädern, die sich zusammenknautschen und einer Gabel, eines Lenkkopfs, der sich verbiegt.

Aber Aluminium hält im Ernstfall ja gar nichts aus.
Wie kommst du zu so 'ner Aussage? Ganze Fahrräder, auch Lastenräder (Motorradrahmen, Autos, Flugzeuge), werden aus Aluminium gebaut und halten einwandfrei.

Auch Zweiräder, die auf dem Kopf landen kann ich mir (wenn sie z.B. in einem Meter Höhe seitlich getroffen werden) vorstellen, ohne, dass es gleich um dramatische Geschwindigkeiten geht.
Ein Fahrrad landet typischerweise nach einem Überschlag wg. Bremsung auf dem Kopf. Das ist bei Long-Johns so gut wie ausgeschlossen. Falls es wirklich nach einem Treffer von der Seite über die Straße purzeln sollte, dann sollte doch der Lenker, der ja die Köpfe der Kinder immer überragt, genug Überlebensraum bieten. Solche Unfälle und Unfallabläufe sind aber immer sehr individuell und nicht planbar, wie z.B. ein Crashtest beim Auto.
 
Ich denke ein Überrollbügel würde bei unseren Rädern mit den großen Seitenwänden nichts bringen. Das überschlägt sich nicht. Wenn dann bleibt es auf der Seite liegen. Sind die Kinder vernünftig angeschnallt bleiben die dabei in der Box ohne weiteren Kontakt. Eine Bekannte hat mal das Babboe mit zwei Kindern zum kippen bekommen und den Kindern ist dabei gar nicht passiert. Der Überrollbügel könnte dann eventuell davor bewahren, dass in dem Fall noch eine andere Gewalt von außen auf den Kisteninhalt einwirkt. Aber in der Verhältnismässigkeit wäre mir das alles viel zu unwahrscheinlich um den Aufwand für den Selbstbau eines Käfiges zu betreiben (es wirkt sich zumindest auch nicht positiv auf das Fahrverhalten aus).
 
...wer auf der suche nach einem Überrollbügel oder gar -Käfig ist, sollte sich mal das canopy vom bullitt anschauen. das ist zwar aus Aluminium, aber das ist z.b. ein Audi a8 auch, den ich als ziemlich stabil bezeichnen würde... ;)
auch sehr gut ist bestimmt die Lösung vom douze, da hat man gleich einen rundum-airbag mit dabei :)
 
@all:
Finde auch sehr gut, dass diese Diskussion so viele Zuschriften bekommt! Wichtiges Thema.

@bjw:
Vollkommen richtig, der Punkt mit der Helmnutzung! Sollten wir auch umsetzen. Seufz.

@LittleBigCargo:
Die Sitzbank für zwei im Douze sieht wirklich gut aus! Ist sie selbstgebaut, gibt es einen Bauplan dafür? Ist sie über euch kommerziell erhältlich? Ist sie bei Kinder-Box-Innenbreite von 55cm unterzubringen? Wir hätten Interesse daran. Wir wohnen am anderen Ende der Stadt, würden aber gerne mal im Frühjahr herumkommen, falls ihr was für uns im Programm habt.

Übrigens stimmt der genannte Punkt auch nach unserer Beobachtung: Gerade den großen, auch breiteren Lastenrädern wird im Straßenverkehr etwas mehr Respekt entgegen gebracht. In den engen Friedenauer Straßen bedeutet das konkret den Unterschied zwischen drängelig überholt / begegnet zu werden oder überhaupt nicht in Bedrängnis zu geraten.

@Fritz Cola / @all:
Ich würde auch entgegen halten / zustimmen, dass Aluminium als Werkstoff per se kein Sicherheitsdefizit darstellt. Unser Johnny Loco hat sehr dicke Alurohre als eine Art Käfigkonstruktion um die Kinderbox, wie ja auch sonst im Radbau das Alu häufig in großen Durchmessern profiliert wird, um Steifigkeit zu erzielen. Die Debatte Alu versus Stahl ist ja eigentlich eher jene: Ermüdungsbrüche, kündigen sie sich an (Stahl, biegt) oder nicht (Alu, reißt plötzlich)? Wir auch immer.

Das Thema Überrollkäfig ist schwierig. Wir haben bei dem „Dach“ vor allem nach einer praktikablen Lösung Ausschau gehalten, um die Kinder bei aufziehendem Regen etc. schnell vor dem Wetter schützen zu können. Ein Plastik-Alu-Bügel und der Rest aus Nylon, Plastikfenstern und Reißverschlüssen, das ist nicht geeignet, um mechanisch mehr abzuhalten, als etwa Schürfwunden auf dem Asphalt (seitliches Wegrutschen) zu verhindern. Bezüglich Wetterschutz ist das Ganze bei uns ähnlich praktisch wie damals das Verdeck im 2CV.

Man sollte fairerweise das Folgende Bedenken: Eine Käfigkonstruktion über den Boxen-Süll hinaus erschwert den Ladungsvorgang (Kind oder Last), macht das Rad schwerer und vielleicht auch unübersichtlicher, kostet Geld.

Zum Thema Geld: Die meisten dürften doch kalkulieren, dass ein günstiges Lastenrad (Babboe City 1300,-€) neu bereits so viel kostet, wie ein Trekkingrad mit Kinderanhänger, oder gar mehr. Dazu kommt, dass man das Alltagsrad oft schon hat. Vielleicht auch den Hänger schon. Ist bei uns so gewesen und wir haben daher das Lastenrad bewusst als Entscheidung pro Komfort, als Luxus empfunden. Dringend nötig war es nicht. Schaut man sich aber an, was den Preis eines Lastenrades ausmacht, Material, Komponenten, der Umstand kleiner Stückzahlen, etc., dann ist doch klar, dass nicht viel übrig bleibt für zusätzliche Anbauten, wie etwa eine perfektionierte Sicherheitszelle für die Kinder. Zuindest nicht bei 1500 bis 2000,-€. Wünschenswert fänden wir es schon, aber der Markt muss da sein, die Leute müssen es bezahlen wollen. Nicht jedem sitzt das Geld locker genug für ein R&M Load, bspw..

Ich könnte mir andererseits gut vorstellen, dass mit Komponenten aus dem Achterbahnbau (mit diesen gut gepolsterten Klappbügeln, Halswirbelsäulen- und Kopf-Schutz) und einem sinnvollen Überschlags-Schutz etwas zu machen wäre, rein konstruktiv.
 
Wie kommst du zu so 'ner Aussage? Ganze Fahrräder, auch Lastenräder (Motorradrahmen, Autos, Flugzeuge), werden aus Aluminium gebaut und halten einwandfrei.
Tatsächlich, sehe jetzt, dass es sogar Überrollbügel aus Aluminium für Rally-Autos zu kaufen gibt. Aluminium als Material für Überrollbügel hat gegenüber Stahl angeblich nur den Nachteil, dass es im Alter deutlich an Sicherheit verliert.

Dadurch werden natürlich wieder mehr Optionen interessant.

@Joshua
Klar, Geld ist eine andere Geschichte, aber wir werden das Ding als kompletten Auto-Ersatz benutzen, und die Sicherheit meines Kindes ist das allerletzte an dem ich sparen möchte. Je besser die Lösung jetzt ist, desto mehr werden wir hinterher an Mietwagen- /BVG- /Taxi-Kosten sparen. Und desto unbeschwerteren Familienspaß werden wir haben.

@Hof2
Danke für den Tip, werde ich mir mal näher ansehen. (meine Budget-Obergrenzen steigt und steigt :rolleyes:)
 
Ich befürchte es wird schlicht unmöglich sein beim Lastenrad die passive Sicherheit für das Szenario Seitenaufprall eines Autos oder Lastwagens mit mehr als 20 km/h wirklich zu verbessern. Das von Fritz Cola imaginierte Szenario mit einem Treffer in 1m Höhe würde eigentlich nur bei einem Laster auftreten, und da kann man nur hoffen dass man irgenwie weggeschoben wird und nicht am Ende drunter liegt. Wenn ich an Fotos von Fahrrädern nach Unfällen mit Lastwagen denke, wo ein eigentlich robuster Rahmen (Alu, Stahl, egal) nur noch ein verdrehtes Ding ist, dann mache ich mir nicht große Hoffnungen dass ein Überrollkäfig am Lastenrad da viel bringen würde.

Insgesamt muss man einfach schauen dass durch vorausschauende Fahrweise und gute Planung der Wege die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall minimiert wird.Nie damit rechnen dass einen ein Auto schon gesehen hat, oder dass man auch wirklich die Vorfahrt gewährt bekommt. Immer im Zweifelsfall bremsen. Und ich werde wahrscheinlich doch mal schauen ob ich nicht eine Hupe irgendwie ans Fahrrad montiert bekomme. Ist zwar nicht StVO-konform, aber das wäre mir egal. Wenn man die unauffällig an die Box montiert ist die Wahscheinlichkeit dass man da ne Rüge von der Rennleitung bekommt wohl minimal.

Ansonsten, wenn Fritz Cola, Du scheinst ja jetzt fast über den Eigenbau einer Sicherheits-Fahrgastzelle nachzudenken. Da möchte ich es Dir dann auch ans Herz legen innen großzügig zu polstern. Am besten wahrscheinlich mit einer Kombination aus weichen und harten Schaumstoffen zur Energieaufnahme. Wahrscheinlich hast Du auch im Netz die Videos von Kids Touring zum Crash von Kinderanhängern mit Autos gesehen. Da bleibt zwar der Anhänger (Aluminiumwanne als Haupt-Strukturelement) mit Puppe drin insgesamt heile und wird einfach nur durch die gegend geschleudert, aber man sieht nicht welchen Beschleunigungen und Aufprällen ein Kind darin evtl. ausgesetzt wäre. Intakte Sicherheitszelle ist schön und gut, aber wenn das Ganze sehr steif ist und wie ein Ping-Pong-Ball durch die Gegend fliegt dann müssen die Kinder innen vor Aufschlägen und vor Hin- und Herfliegen des Kopfes geschützt sein, sonst gewinnt man nur teilweise was.
Nicht ohne Grund haben die Auto-Kindersitze eine Kopfstütze die seitlich den Kopf teilweise umfasst, und Abschirmung/Halt im Schulterbereich. Wenn ihr nur ein Kind transportiert, und das Gewicht ohnehin keine Rolle spielt, dann solltet ihr wahrscheinlich drüber nachdenken einen Auto-Kindersitz mittig in der Box zu montieren, mit Abstand an den Seiten als "Knautschzone". Es gibt sogar ein paar Räder mit Isofix-Halterung in der Box, zum Beispiel das von Butchers and Bicycles.
 
Ein Rad mit überzeugendem Sicherheitskonzept ist das Veleon. http://www.veleon.de/veleon.htm

Auch hier wurde eine ISOFIX-Aufnahme von Anfang an mit bedacht. Die Veleon Kinderbank hat uns so gefallen, dass wir Teile unserer Douze Kinderbank von Veleon beziehen.
 
Danke an LittleBigCargo für die Antwort! Hieße also, dass man sich diese (wirklich sehr gut gemachte) Kindersitzbank bei Veleon bestellen kann. Was dann (Bank, Zusatzgurte, Versand) auf fast 200,-€ hinausliefe. Vertreibt ihr diese Teile auch einzeln hier in Berlin? Ist es möglich, sich diese Bank bei euch einmal anzuschauen?

Ach ja, nicht unwichtig: Ich finde Maße der Box vom Veleon zu 60cm Breite (Innenmass?). Wenn die Bank deutlich breiter als 55cm ist, dann würde das bei uns schwierig werden oder nach Anpassung verlangen.
 
Hallo Joshua,
die Bank misst an der breitesten Stelle 47cm (an den "Flügeln" der Rückenlehne, siehe Bild unten). Vergesst aber nicht, dass Eure Kinder auch Ärmchen haben ;)

Sie ist eine Eigenentwicklung gewesen, da Douze anfangs bei den Kinderbänken noch nicht die richtige Lösung gefunden hatte. Wir lassen ein Alu-Untergestell schweißen, dass auf einer Airline-Schiene mit den entsprechenden Fittings verschraubt wird. Damit kann man sie einerseits leicht aus- und einbauen, andererseits längs verschieben (wenn man mal mehr Platz hinter oder vor der Bank braucht). Zwei längenverstellbare Streben halten die Rückenlehne in Position (am Douze werden sie zusammen mit der oberen Reling an der Rahmenaufnahme verschraubt).

Diese Bank kann und soll grundsätzlich auch in anderen Long Johns verbaut werden - das war unser Ziel.
Daher - kommt im Frühjahr gerne mit dem Johnny Loco vorbei. Wir freuen uns über den Praxistest ;)

p.s. - danke für die Blumen, ein Teil des Straußes geht aber klar direkt an Veleon.
Dort wird man Euch allerdings keine Bank verkaufen können. Sie wird beim Veleon direkt auf den Sitzvorsprung der Kunststoffwanne geschraubt.

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