Knoflacher - Virus Auto 4.0 - die besten Sprüche

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Lastenrad
Rapid mit Sachs und Rohloff
Hallo miteinander

Ich habe gerade angefangen die 4. überarbeitete Auflage vom Konflacher - Virus Auto zu lesen und finde einfach dass der Mann wahnsinnig geile Sprüche klopfen kann. Weil es mich ständig wegschmeisst dabei dachte ich mir ich mache mal einen Thread wo ich die besten Sprüche aus dem Buch, so wie ich sie finde aufschreibe, weil ich ich einfach das Gefühl habe die irgendwo teilen zu müssen ;)

Ich mache einfach einen Beitrag pro Spruch, mal schauen wie viele es werden :)
 
S. 90:

Stößt man also auf die Aussage "Die Mobilität wächst" oder "Die Mobilität nummt zu", weiß man, dass man es mit einem Verrückten zu tun hat. Nun hat die Gesellschaft in der Zwischenzeit glücklicherweise gelernt, Verrückte nicht auszuschließen, sondern zu therapieren. Selbst solche, die sich selbst gefährden, werden hospitalisiert. Unbedingt trifft dies aber auf jene zu, die für die Allgemeinheit gefährlich sind. Nur im Verkehrswesen laufen sie immer noch frei herum.
 
S. 95, der ist leider stark verkürzt bzw. es fehlt recht viel Info zum Kontext. Es geht darum dass man bei der Datenerhebung erst einmal sehr genau überlegen muss was man messen will, wie man es misst, wie man Messfehler vermeidet etc.

Es ist daher eine ganze Reihe von Annahmen und Einschränkungen notwendig, um Daten, die aus komplexen Systemen gewonnen wurden, richtig interpretieren zu können. Dden im Verkehswesen tätigen ist dieser Zusammenhang, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, überhaupt nicht bewusst.
 
S. 102

Das niedrigest Niveau [an Ablenkungen und benötigter Aufmerksamkeit] findet man auf Autobahnen; dort kann man auch am schnellsten fahren. Das merkt man auch als Lehrender: Während selbst die dümmsten Studenten in der Lage sind, Autobahnen zu projektieren, gelingt es nur den Begabten und Intelligenten, ein Umfeld für Fußgänger zu gestalten.
 
S. 115

Die Autofahrer beanspruchten öffentliche Verkehrsflächen für sich und verbreiteten über ihre Lobbyorganisationen die Mär von der "Melkkuh der Nation". Dabei muss es sich offenbar um eine ganz spezielle Art der Paarhufer handeln, die, obwohl ausgebeutet, die Eigenschaft hat, ständig zuzunehmen und immer fetter zu werden, was sich beispielsweise am Gewicht und auch an der Erscheinungsform der SUV eindrucksvoll zeigt.
 
da ich nun neugierig geworden bin und Weihnachten vor der Tür steht:
Das ist das Buch. Ich hoffe es ist auch diesmal mit der Verlagsseite vorgestellt.
 
S. 128

Wenn ein Gebäude unter Schneelast zusammenbricht oder bei starkem Wind Schaden erleidet, dann suchen [die Techniker und Ingenieure] den Fehler in den eigenen Berechnungen und Konstruktionen, anstatt wie die Ökonomen den Begriff der "externen Kräfte" als Entschuldigung für ihre Berechnungsfehler und falschen Grenzziehungen bei der Systembetrachtung heranzuziehen. Falls also ein Koch die Suppe versalzen sollte oder etwas anbrennen lässt, sei ihm die Wunderformel von den "externen Wirkungen" empfohlen.
 
S. 132, in Bezug auf §43 StVO Österreich (der Autor ist aus Österreich), der regelt dass die Behörden Schutzmassnahmen anordnen muss wenn der Verkehr die Sicherheit, die Anlieger, die Landschaft etc. übermäßig beeinträchtigt:

In der gängigen Praxis wird der Paragraf in der Regel nur für die Autofahrer zur Anwendung gebracht und nicht für die Menschen, die neben der Fahrbahn wohnen. Man mag vermuten, dass dies an der Leseschwäche der heutigen Akteure im österreichischen Verkehrswesen liegt. (Fehlt ein solcher Paragraf in der StVO anderer Länder gänzlich, so liegt das jedoch an der Hirnschwäche ihrer Verfasser.)
 
S. 144

Die motorisierte und digital vernetzte Gesellschaft hat sich in einem Ausmaß verlärmt, dass sie die Ruhe als bedrohlich empfindet. Wäre das nicht der Fall, würden aus den Köpfen der Jugendlichen und auch mancher Älterer nicht die Geräusche einer entfernten Schmiede oder Metallwerkstatt zu hören sein, wenn man an ihnen vorbeigeht oder im öffentlichen Verkehrsmittel in deren Nähe sitzt.
 
So, jetzt mal wieder Zeit zum lesen gehabt. Hier mal kein Schenkelklopfer, sondern was Interessantes.

Nach eigenen Aussagen hat der Autor Messungen durchgeführt, wie genau Autofahrer die Spurmitte auf einer Strasse halten in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit. Daraus kann man dann berechnen wie breit eine Fahrbahn für eine gewünschte/vorgeschriebene Geschwindigkeit sein sollte, so dass der Fahrer nicht schneller fahren will/kann. Habe hier jetzt nicht nach der Original Literatur geschaut, hört sich für mich aber plausibel an.

S. 172

Es ist geradzu ein Akt der Bosheit: Man baut Fahrbahnen, die zum Schnellfahren verleiten, um Autofahrer anschließend dafür zu bestrafen, dass sie sich dieser gebauten Umwelt mit ihrem Geschwindigkeitsverhalten anpassen. Ein Temp von 50 km/h im Ortsgebiet erfordert bei Gegenverkehr Fahrbahnbreiten von 4,80 m bis 5,20 m. Gebaut aber werden Fahrbahnen mit einer Breite von 6,00 m bis 6,50 m. Dafür fällt der Platz für die Fußgänger entsprechend geringer aus.

Spannend finde ich hier dass man als Ingenieur (bin selber im Softwarebereich unterwegs, also auch was "Ingenieuriges") ja gerne dazu neigt ein bisschen Sicherheitsmarge einzuplanen, damit im Fall der Fälle alles hält. Dabei übersieht man gerne die Auswirkungen dieses (als Ingenieur sinnvollen) grösserem Auslegens auf das Gesamtsystem, weil man zu sehr in den Details steckt.

Merke ich mir für mich selber und die Zukunft: Mehr auf das Gesamtsystem achten (und auf die Frage: Was ist hier das Gesamtsystem?)
 
S. 176

Freiheit war über Jahrzehnte allein die des Autofahrers, ohne Rücksicht auf etwaige Folgen. Als Feigenblatt wird von den Fundamentalisten die "freie Wahl des Verkehrsmittels" sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr wie ein Mantra immer wieder wiederholt und von Politikern, wenn sie nicht über entsprechende geistige Fähigkeiten verfügen, gedankenlos nachgeplappert.
 
S. 191

Unfähigen Politikern, die nicht in der Lage sind, Probleme in ihrem lokalen Bereich zu lösen, bieten sich ungeahnte Möglichkeiten der Wählertäuschung: sie leiten Arbeits-, Sozial- und viele andere Probleme über die Grenzen ihrer Verantwortung hingweg einfach an die nächsthöhere Instanz weiter. Die Inkompetenz dieser Politiker lässt sich zudem unschwer an ihrer Vorliebe für schnelle Verkehrsmittel und -systeme erkennen.

Hmm, wieso erinnert mich dass an Herrn Lindner......

Auto macht Brumm, Brumm :ROFLMAO:
 
So, jetzt mal wieder Zeit zum lesen gehabt. Hier mal kein Schenkelklopfer, sondern was Interessantes.

Nach eigenen Aussagen hat der Autor Messungen durchgeführt, wie genau Autofahrer die Spurmitte auf einer Strasse halten in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit. Daraus kann man dann berechnen wie breit eine Fahrbahn für eine gewünschte/vorgeschriebene Geschwindigkeit sein sollte, so dass der Fahrer nicht schneller fahren will/kann. Habe hier jetzt nicht nach der Original Literatur geschaut, hört sich für mich aber plausibel an.
Das wird in den aktuellen Entwurfsklassen für Landstraßen schon aus genau diesen Gründen berücksichtigt. Ziel ist, den Kurvenverlauf und auch die Breite der Straße für eine bestimmte Geschwindigkeit zu entwerfen. Die Klasse mit der langsamsten Geschwindigkeit hat dann z.B. auch keine Mittelmarkierung mehr um das Tempo bei entgegenkommendem Verkehr zu verringern. Auch von der Geraden als perfekte Verbindung zwischen A und B ist man beim Straßenentwurf mittlerweile weg, denn die meisten Unfälle passieren statistisch gesehen auf geraden Streckenabschnitten die eher zum Rasen und Überholen animieren aber auch die Geschwindigkeit entgegenkommender Fahrzeuge nicht gut einschätzen lassen. Das scheint sich in der Praxis bewährt zu haben.
Im innerstädtischen Raum wirds aber natürlich noch deutlich komplexer.
 
Das wird in den aktuellen Entwurfsklassen für Landstraßen schon aus genau diesen Gründen berücksichtigt. Ziel ist, den Kurvenverlauf und auch die Breite der Straße für eine bestimmte Geschwindigkeit zu entwerfen. Die Klasse mit der langsamsten Geschwindigkeit hat dann z.B. auch keine Mittelmarkierung mehr um das Tempo bei entgegenkommendem Verkehr zu verringern. Auch von der Geraden als perfekte Verbindung zwischen A und B ist man beim Straßenentwurf mittlerweile weg, denn die meisten Unfälle passieren statistisch gesehen auf geraden Streckenabschnitten die eher zum Rasen und Überholen animieren aber auch die Geschwindigkeit entgegenkommender Fahrzeuge nicht gut einschätzen lassen. Das scheint sich in der Praxis bewährt zu haben.
Im innerstädtischen Raum wirds aber natürlich noch deutlich komplexer.
Spannend, danke. Ist das neu dass man das jetzt berücksichtigt, oder war das vorher auch schon der Fall?
 
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