Gibt es im Forum niemanden, der ein bissl rumrechnen und ein paar Werte in Newton anbieten kann?
@RAD/CAM ?
Oops, sorry! Ich guck hier nur selten rein, und der Hinweis, dass mein Name erwähnt wurde, muß wohl auch an mir vorbeigerauscht sein.
Mit Dreirädern habe ich ja nicht wirklich viel am Hut, habe aber mal ein Fahrradgespann gebaut, zunächst mit drei 26"-Rädern. Das Seitenwagenrad hatte dabei eine Lebensdauer wie ein Sylvesterrakete, weswegen es alsbald durch ein 20"-BMX-Rad ersetzt wurde. Das hat dann bis zum Verkauf des Gespannes (d.h. über 10 Jahre gröbster Mißhandlung) gehalten. Wegen der Asymmetrie kann man mit Seitenwagen erheblich schneller linksrum ums Eck düseln als rechts rum, und mein Herr Sohn hat dabei regelmäßig das Hinterrad zum Abheben gebracht, dass einem Angst und Bange wurde und dass es am Seitenrad fast den Reifen von der Felge gezogen hat. Der Achsdurchmesser betrug 14mm (ausgeweidete Rücktrittnabe mit auf D14 aufgeweiteten Lagerkonussen).
Die zulässige Spannung (gemeint ist die absolute Kraft, "Schraubenkraft", nicht die Spannung in N/mm²) bei üblichen Fahrradspeichen (D1,8 oder 2mm) beträgt zwischen 900 und 1.200N, bei dickeren Speichen dann entsprechend mehr. Sie längen sich durch die Zugspannung um etwa 0,6mm bei 260mm Speichenlänge (übliches Maß bei 26" und Dreifachkreuzung). Was davon für die Querkraft zur Verfügung steht, hängt vom Speichenwinkel in Fahrtrichtung betrachtet ab, also vom Flanschabstand der Nabe und dem Felgendurchmesser. Je größer also der Flanschabstand und je kleiner der Felgendurchmesser, desto besser kommt das Rad mit Querkräften klar.
Wenn an einem Dreirad wir dem Musketier immer nur eines der Hinterräder versagt, müßte man mal gucken, wie der Antrieb aussieht. Ist es das einzige angetriebene Rad (dann kommt's wohl mit dem Antriebsdrehmoment nicht zurecht) oder ist ein Differential vorhanden? Falls ja, dann liegt's vielleicht schlicht am Rechtsverkehr und der Tatsache, daß es beim Rechtsabbiegen grundsätzlich langsamer ums Eck geht als beim Linksabbiegen.
Die Laufradbauer sagen eigentlich unisono, dass man die Speichenspannung nicht übertreiben kann, solange Felgenboden und Nippelgewinde mitmachen. Falls die Spannung im Betrieb dann mal zu hoch wird, führt das nicht zum Bruch, sondern zu einer plastischen Dehnung der Speiche. Die ist anschließend dann lockerer, evtl. auch zu locker und muß nachgespannt werden. Dabei kommt's zu zwei Effekten, nämlich erstens zu 'ner weiteren Kaltverfestigung, deretwegen die Festigkeit steigt, wenn auch nur in geringem Maße. Zweitens und wichtiger paßt sich der Speichenbogen besser an den Nabenflansch an, arbeitet sich in ihn hinein und kommt dann idealerweise dort zur Ruhe. Das ist ein ziemlich bedeutender Punkt. Gespanntaugliche Motorräder, wie Moto Guzzi, MZ und die alten BMWs hatten stets ungekröpfte Speichen, welche die Radler aber aus mir unverständlichen Gründen ablehnen. Der Speichenzug wirkt jedoch entlang einer Linie vom Nippel zur Auflagekante an der Flanschbohrung, also außerhalb des Speichenquerschnitts am Bogen. Deshalb wird die Speiche dort unter der schwellenden Last ständig gebogen, was dann zur Ermüdung und zum Bruch führt. Das ist auch der Grund, weswegen man die höher belastete Speiche immer von innen nach außen durch den Nabenflansch fädelt, also auf der Antriebsseite die nach hinten gerichteten, auf der Bremsscheibenseite die nach vorne gerichteten. Es ist auch der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann, weswegen man Speichen hinterkreuzt, schlicht damit sie sich besser an den Flansch anschmiegen.
Wie auch immer: Wenn man Trouble mit Speichenbrüchen hat und von größeren Umbaumaßnahmen (anderer Raddurchmesser, anderer Flanschabstand) zunächst mal absehen will, dann sollte man sich den Speichenbogen mal kritisch ansehen. Der ist bei den verschiedenen Herstellern durchaus unterschiedlich (genau wie die Flanschdicke der verschiedenen Naben) und kann zur Not, wie bereits von Anderen erwähnt, durch Unterlagscheiben an die vorhandenen Gegebenheiten angepaßt werden. Es gibt nach meiner Erfahrung auch keinen Grund, davor zurückzuschrecken, seine Laufräder selbst zusammenzuklimpern. Man braucht dazu eine gute Miles Davis-CD, ein Glas Rotwein, einen verregneten Sonntagnachmittag und - ach ja - 'ne Meßuhr für 'n Fuffi oddaso. Am Anfang denkt man "oh jemine", schon allein wegen der ganzen Literatur, die zum Thema durch's Netz schwirrt und wegen der halbgottähnlichen Aura, welche die Laufradbauer umgibt, aber wenn der erste selbstgebaute Laufradsatz dann hält und hält ... und hält, dann kommt man zu dem Schluß, dass das Ganze dann doch keine Hexerei sein kann. Ich sag mal, wer 'ne Gitarre stimmen kann, der bekommt auch ein Rad eingespeicht - und der Spokomat liefert nach ein paar Eingaben sogar die passende Frequenz zum Stimmen. Damit braucht man folglich auch kein Tensiometer für den Job.