2. Bremse an traditionellem Arbeits-Lastenrad nachrüsten

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Lastenrad
Traditionelles 3-rädriges Arbeits-Lastenrad
Hallo Leute,

an unserem alten Arbeits-Lastenrad aus (vermutlich) den 50ern ist nur eine Trommelbremse verbaut. Ich weiß, dass die auch heute noch so von Workcycles in den NL angeboten werden, aber ganz wohl fühlt man sich nicht, wenn man damit durch die Gegend fährt - ganz abgesehen davon, dass 2 Bremsen für den Straßenverkehr vorgeschrieben sind.

Gibt es eine Möglichkeit, ein 2. Bremssystem nachzurüsten? Wenn möglich, ohne die Räder zu ruinieren oder den Gesamtcharakter anderweitig zu zerstören?

Dankbar für Vorschläge,

Beste Grüße,
Michael
 

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Der Gesamtcharakter wird leiden.

1. Es gibt von Sturmey Archer einseitig aufgehängte Trommelbremsnaben mit 90mm (XL-SD und XL-SDD (mit Dynamo)).
Die kann man natürlich schwarz pinseln.
Man bräuchte einen Anschlagpunkt, an dem sich der Bremsanker abstützen könnte.
Man müsste die Vorderräder neu einspeichen.
Die Achsdicken werden sich wahrscheinlich unterscheiden. Deswegen müsste man wahrscheinlich die Achsaufnahmen ändern.
Dadurch könnte sichdie zulässige Zuladung eventuell verringern.

2. Gibt es einseitig aufgehängte Rollerbremsen? Wenn ja, ähnliche Vorgehensweise.

3. Scheibenbremsen würden ähnlich aufwendige Umbauten erfordern, außerdem müsste man nochmal wesentlich präziser die Bremsaufnahmen herstellen.

4. Felgenbremsen würden die Optik nachhaltig zerstören, weil die Bremsflanken silbrig wären. Und das würde nur hinten funktionieren.

5. Zuletzt blieben noch chinesische Bandbremsen, aber mit denen kenne ich mich nicht aus.
 
2. Gibt es einseitig aufgehängte Rollerbremsen?

Es gibt Rollenbremsen, die man an der Scheibenaufnahme eines Rades befestigen kann.
Das Problem an Rollenbremsen ist ein anderes: Gibt es spiegelsymmetrische Rollenbremsen? Die Dinger bremsen nur vorwärts gut. Eine der beiden Bremsen müsste aber rückwärts laufen.

Scheibenbremsen können auch rückwärts bremsen. Angeblich ist es auch da besser, symmetrische Sättel zu verwenden, aber asymmetrische Bremsen sind an Trikes auch namfhafter Hersteller fast Standart.

Trommelbremsen machen da keine Probleme. Es gibt symmetrische Modelle, was aber nur für die Zugführung wichtig ist.
Das Trike meiner Tochter hat z.B. gleiche Trommelbremsen rechts und links. Dafür muß ein Zug von ober zugeführt werden, einer von unten.

Ich würde am ehesten über Trommelbremsen vorne nachdenken.
Die haben meist 12mm Achsen. Ob das mit den vorhendenen Achsen zusammenpasst, weiß ich nicht. Noch weniger weiß ich, wie viel 12mm Achsen tragen können.

Für den Bremshebel wurde im anderen Faden die Lösung mit einem Stahlseil parallel zum Griff vorgeschlagen.
Die Idee klingt gut und wäre super elegant.
Bedenke aber bitte, daß verschiedene Bremsen verschiede Zugeinholung am Bremshebel verlangen.

Das Trike meiner Tochter hat Trommelbremsen, an denen beim Gebrauchtkauf V-Brake Hebel verbaut waren.
Ich kam damit klar, wenn ich ordentlich an den Hebeln zog. Nur ließen sich das Bremsspiel für meine Tochter nicht vernünftig einstellen, weil der Zug dann aus der Halterung an der Bremse zu fallen drohte, weil der Zug in Ruhe keine Spannung mehr hatte. Stellte ich den Zug kürzer, war der Arbeitspunkt am Hebel für sie zu weit vom Lenker weg.
V-Brakehebel haben die größte Zugeinholung, die es an Fahrradbremsnhebeln gibt. V-Brakehebel sind aber für mechanische Scheibenbremsen geeignet, weil gleiche Zugeinholung.

Nachdem ich die Hebel gegen Trommelbremshebel getauscht hatte, war die Bremse weitaus bissiger und allen ließ sich perfekt nach den Wünschen meiner Tochter einstellen.

Hat ein Bremshbel zu wenig Zugeinholung, so wird man entweder die Bremse nicht voll aktivieren können, oder sie wird permanent schleifen.

Also überlege bitte zuerst, was für Bremsen dran sollen und dann überlege, ob die Ersatzkonstruktion für den Bremshebel von der zugeinholung her passt!

Damit möchte ich nur auf eine Fußangel aufmerksam machen, an der Du bei dem Projekt unter Umständen "hängen bleiben" könntest.
 
Wenn es nur um die formelle Straßenverkehrstauglichkeit geht, könnte man doch auch eine Rücktrittnabe einbauen. Das würde ide Optik nicht besonders stören, denke ich. Allerdings wird die kaum so ein Riesenrad sinnvoll bremsen können.
 
Hmmjoah...da bräuchte man aber ja zwei voneinander unabhängige Bremsen - gibts Rücktrittnaben mit Trommelbremse..?! :p
Wenns nur der Form halber sein soll, könnte man auch ne aufs Hinterrad wirkende gestängebetätigte 'Reifenstempelbremse' mit Hebel unterm Sattel bauen, könnte man auch gleich als Feststellbremse gestalten - das könnte auch ganz authentisch-zeitgenössisch wirken... :D
 
Ich glaube kaum, daß zwei Bremsen an einem Laufrad der StVZO genüge tun.
Dort heißt es: "Fahrräder müssen 2 voneinander unabhängige Bremsen haben." (StVZO §65, Abs. 1)
Voneinander unabhängig heißt aber auch, daß jede auf ein eigenes Laufrad wirken muß.

Aber davon mal ganz unabhängig: Ich denke, ein so großes Lastenrad sollte definitiv über mehr, als nur ein Hinterrad bremsen können.
 
Voneinander unabhängig heißt aber auch, daß jede auf ein eigenes Laufrad wirken muß.
Nö, das heißt es m.E. nicht. Dass es dennoch sinnvoll ist, darüber brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Das Hinterrad zu bremsen könnte ja z.B. auch wegen einer Reifenpanne unmöglich sein, völlig gleichgültig, wieviele Bremsen auf das Rad wirken. Dem Gesetzestext ist dennoch genüge getan.

@TO : Scharfes Teil! Ich denke, ich würde es nicht über's Herz bringen, da irgendwas zu fummeln. Wenn man ab und zu nach dem Rechten guckt, dürfte ein Ausfall der Bremse auch so gut wie ausgeschlossen sein. Der größte anzunehmende Unfall wäre dann wirklich eine Reifenpanne. Im Moto-Cross gibt's Reifenhalter, die den Reifen auch bei niedrigem oder völlig abwesendem Reifendruck (Mousse-Füllung) drehfest mit der Felge verbinden. So was könnte man evtl. für die vorhandene Felge selbst herstellen. Das wäre minimalinvasiv (ein oder zwei zusätzliche "Ventil-"löcher in der Felge), bedeutet aber Gefummel bei der Reifenmontage.
 
Hallo,

vielen Dank noch mal für die Anregungen, hab erst jetzt mitbekommen, dass es in diesem Extrathread weitergeht (y)

Zunächst mal hält die vorhandene Trommelbremse das Rad zuverlässig. Da hätte ich jetzt - StVZO hin oder her - erstmal gar kein schlechtes Gefühl. Das Problem liegt außer der geforderten Sicherheit durch eine 2. Bremse eher in der Bedienung dieser ersten. Vielleicht bin ich da ja auch zu unerfahren, aber in einer überraschend auftretenden Bremssituation muss man diesen Bremshebel zwischen den Beinen erst mal richtig greifen. Von daher würden wir dieses System so belassen und vorn etwas nachrüsten wollen. Für Scheibenbremsen also mal bei Christiania spicken und für Trommelbremsen die Achsen ausmessen... Es gibt noch ein paar Kleinigkeiten, die vorher kommen, aber bei nächster Gelegenheit nehmen wir mal mindestens ein Vorderrad ab und fotografieren alles.

Wir haben die Prioritäten so gesetzt (Fahrtüchtig ist es ja):

1. Bestand sichern/reparieren
2. Straßenverkehrstauglichkeit
3. Schick machen

:)

Beste Grüße,
Michael
 
Der Gesamtcharakter wird leiden.

Ja, das ist wohl so. Das hört aber bei den Bremsen auch nicht auf. Das Teil ist noch komplett unbeleuchtet. Nur die Decken haben einen Reflexstreifen. Wenn das ganze optisch halbwegs passend bleibt und reversibel ist, kann man das rechtfertigen, denke ich.

Felgenbremsen... pffft ;-)
 
Kennt das Gesetz da keinen Bestandsschutz? Der Trabi hat hinten auch keine Gurte und fährt?
Ich würde das historische Stück auf keine Fall verschandeln.
Wenn du ein modernes Lastenrader suchet, Kauf dir gleich ein neues mit Scheibenbremsen, nabendynamo, Schaltung usw, den Komfort erreicht Salze Eisen eh nicht.
So wie es ist, ist es schön!
 
Derzeit sind Hersteller und Baujahr noch unbekannt. Mit dem einzelnen runden Hauptträger gehört es wohl in die Nachkriegszeit. Zuvor wurden doppelt geführte dünnere Rohre verbaut. Gazelle Lastenräder lassen sich wohl relativ einfach datieren, dieses hier ist aber wohl keines (Rahmennummer).
 
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