Unfall mit Riese & Müller Load

Leute, Leute...

Ich würde mich freuen, wenn die Familie des Themenerstellers einigermaßen glimpflich den Unfall überstanden hätte.

was nutzen Statistiken, Schuldzuweisungen und Feindbilder?
Es geht ums Miteinander im Straßenverkehr. Ich finde es gibt genug Regeln und Vorschriften - wenn sich die Menschen daran halten würden.

Völlig vermeiden lassen sich Unfälle wohl nie.
Feindbilder aufzubauen hilft wohl kaum... schon mal überlegt wie sich ein Autofahrer fühlt, der in einen Unfall mit schweren Personenschaden verwickelt war, ob schuld oder nicht schuld?
Wieviele Radfahrer verursachen derartige Unfälle wohl durch eigenes Fehlverhalten?

Ja, der Radfahrer ist der Schwächere. Deshalb hat er versicherungstechnisch meistens einen Bonus.

Aber was nutzt es den Beteiligten? Hinterher sind alle Schlauer...

Ich sehe da eher ein Gesellschaftspolitisches Problem... begründet in übersteigertem Egoismusverhalten: so nach dem Motto "ich kann so schnell fahren wie ich will, machen was ich will, (Verkehrs-)Regeln gelten nur eingeschränkt, solange ich alles im Griff habe..." Bis dann was passiert.
Das greift doch letztlich in alle Lebensbereiche.
Ich finde es würde helfen, wenn jeder mal übern Tellerrand schauen würde und nicht immer auf seinem "Recht" beharren würde und auch zu schauen, ob man selbst alles "richtig" macht...

Und, es gehört eben auch mal etwas Zivilcourage dazu - die Leute wirklich mal anzusprechen, notfalls selbst die Polizei anzurufen - auch wenn es einen vielleicht nicht direkt betrifft..
Aber das passiert ja in den seltensten Fällen. Argumente sind schnell gefunden.. s.o.

Solange man selbst nicht aktiv reagiert sollte man sich in seinem "Versteck" auch nicht über die anderen beschweren...

LG. Andreas
 
Heute morgen noch einmal mitbekommen dass einem alle Sichtbarkeit nichts nützt wenn im Auto jemand sitzt die einfach nicht mitdenkt oder träumt. Zum Glück ist nichts passiert, aber es war mal wieder eindrucksvoll.
Ich fuhr mit allen drei Kindern in der Box eine Einbahnstraße entlang, 30-Zone. Auf der linken Seite war ein einziges Auto geparkt. Eine Autofahrerin meinte mich unbedingt noch kurz vor diesem Auto überholen zu müssen, und scherte dann wieder so ein, dass sie mich fast von der Straße gedrängt hätte, wenn ich nicht schon vorrausschauend gebremst hätte. Sie fuhr 30, ich 20, und musste mich so noch in Zeitlupe überholen, egal ob es passt oder nicht. Ein Fahrrad ist ja langsam... Gesehen werden war nicht das Problem (sonst wäre sie ja von hinten in mich reingebrettert), aber das richtige Einschätzen der Situation und das Mitdenken im Straßenverkehr auf Autoseite sehr wohl...
 
Kenne ich gut. Pädagogisch wäre wahrscheinlich: Fahrbaren Untersatz mal tauschen und die gleiche Situation in vertauschter Perpektive durchspielen. Aber dazu kommt es ja nie.
 
Solange man selbst nicht aktiv reagiert sollte man sich in seinem "Versteck" auch nicht über die anderen beschweren...
Tut mir Leid, Andreas, aber mit "Versteck" und "Feindbilder" fange ich jetzt mal nichts an. Nicht in Bezug auf meine Person und meine Beiträge. So gut kennen wir uns auch nicht.

Ich kann Dir nur glaubhaft versichern, dass einige Versuche meinerseits, gefährliche Situationen im Straßenverkehr zu entschärfen (ansprechen, POL, Verkehrsleitzentrale, Einbeziehen von Ansprechpartnern der Stadt mit vor-Ort-Termin) zu nichts Sinnvollem geführt haben. Ist so, bzw. ist nun einmal meine Erfahrung. Mein Ansatz war dabei immer der Systemfehler gewesen (baulich falsche Wegführung, absehbare gefährliche Konfrontationspunkte, etc.).

Erschreckend fand ich insbesondere, die desinteressierten und pauschalisierenden Antworten eines Polizisten, der mir "für mein persönliches Problem" extra von der Verkehrspolizei als Experte geschickt worden war (Vor-Ort-Termin), der sich selbst als Radfahr-begeistert hinstellte und dann aber in einer Weise argumentierte, dass mir klar wurde: Der lädt sein Rennrad in den Kofferraum und fährt zu einem Wald im Umland. Fragte ihn. War auch so.

Na ja, Berlin eben. Lebe lange genug hier und kenne die "Wurschtigkeit" der Alteingesessenen. Kam in Hamburg zur Welt.
 
schon mal überlegt wie sich ein Autofahrer fühlt, der in einen Unfall mit schweren Personenschaden verwickelt war, ob schuld oder nicht schuld?
Vielleicht genauso schlimm, wie die Mutter, die ihre Tochter verliert? Oder die Tochter, die ihre Mutter verliert?

Sorry, aber dieses Argument widert mich an. Alle KFZ-Lenker, die jemanden totgefahren haben (egal ob selber schuld oder nicht) fahren früher oder später wieder KFZ. Der tote Radfahrer bleibt aber tot.
 
Hallo Ihr,
bleibt mal bitte locker... Ich habe doch niemanden hier angegriffen -zumindest hatte ich das nicht beabsichtigt.
1. Ich habe doch lediglich für ein Miteinander im Straßenverkehr versucht zu werben...
2. Alle machen doch Fehler - wir sind Menschen - egal ob wir nun als Rad- oder Autofahrer unterwegs sind.

Ich beobachte jeden Tag wie Ihr auch Fehlverhalten anderer - aber häufig hat das Gründe, die man ansprechen sollte.
Das bedeutet nicht, dass man die Rücksichtslosigkeit anderer hinnehmen muß.
Und eben deshalb fordere ich auch zu etwas mehr Zivilcourage auf.

@Fritz Cola: Also ich habe noch nie jemanden "totgefahren" kann aber aus eigener Erfahrung durch aus nachempfinden, wie es ist einen solchen Unfall miterlebt zu haben.
Meinem Vater hatten vor Jahrzehnten Jahren 2 Mädchen (9 und 10) zu zweit auf einem Rad an unübersichtlicher Stelle die Vorfahrt genommen und waren dabei bei geringer Geschwindigkeit (20 km/h unter erlaubter) mit unserem Auto kolllidiert. Ein Mädchen starb, das andere war schwer verletzt.
Denkst Du da hat uns als Familie jemand geholfen? Ich war damals kurz vorm Autoführerschein. Mein Vater war nicht schuld, aber was nutzt das, Vorwürfe macht sich jeder verantwortungsvolle Mensch trotzdem.
Mein Vater hatte das bis zu seinem Lebensende nie richtig verkraftet - unsere Familie hat das unbeschreiblich belastet.
Die andere Familie hatte ein Kind verloren, was noch schlimmer war...

Auch Radfahrer können Unfälle mit Todesfolge verursachen... Letztens wieder gelesen Fahrradfahrer ohne Licht vs. Fußgänger... Und nicht immer sind Autofahrer schuld.
Soll ich nun "unser" Fehlverhalten als Radfahrer aufzählen? Bringt doch nichts. Genauso wenig einen Abwägen/ Gegenüberstellen Autofahrer - Radfahrer.
Ich wünsche jedem, egal ob Rad- oder Autofahrer, dass ihm so etwas nie passiert.

Und finde es nicht gut, sich daran zu ergötzen, wenn jemand einen Unfall verursacht - so nach dem Motto, das hat er jetzt davon, er ist ja schließlich auch zu schnell gewesen...

Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus.
Nochmal, jeder noch so kleine Unfall ist schlimm. Aber immer sind es die Menschen. Eine Unachtsamkeit bis hin zu rücksichtslosen Raserei - das ganze Spektrum...
Letztlich hilft nur das Miteinander.

LG. Andreas
 
@atlas01 : Wenn (mal wieder) ein Fahrradfahrer totgefahren wird und ein Artikel darüber in einem Online-Medium erscheint, dann kann man sich sicher sein, welche Kommentare in den entsprechenden Spalten stehen (und das völlig egal, wer die Schuld am Unfall trägt):

- Radfahrer fahren sowieso alle bei rot.
- Als Radfahrer muss man vorausschauend fahren und auch mal auf die Vorfahrt verzichten. Sonst steht auf dem Grabstein "Er hatte Vorfahrt"
- Der Arme KFZ-Lenker muss jetzt damit leben.

Alle diese Argumente haben den Zweck das Opfer zum Täter zu machen. Deswegen reagiere ich darauf etwas allergisch.

Im Übrigen gibt es keine Radfahrer oder Autofahrer als soziale Gruppe. Es gibt nur Bürger, die sich für ein bestimmtes Verkehrsmittel entscheiden. Eine halbe Stunde später kann diese Entscheidung schon eine andere sein. Fehlverhalten begehen nicht Radfahrer oder Autofahrer, sondern Verkehrsteilnehmer. Und ja, auch ein Verkehrsteilnehmer auf einem Rad kann gefährlich sich.

Tut mir sehr Leid, was Deiner Familie passiert ist. Das ist ein Ereignis, das immer präsent bleibt und mit dem man leben lernen muss.
Aber man kann es trotzdem nicht mal ansatzweise mit dem Schicksal der Familie vergleichen, die ein Kind verloren hat.
 
Es macht aber auch einen Unterschied ob man Schuld hatte oder nicht. Wenn ein PKW oder LKW beim Abbiegen jemand überrollt, ist das Mitgefühl mit dem Fahrer gering. Wenn ein Radfahrer mit Vorsatz oder Unaufmerksam in eine Situation kommt bei er der Verursacher ist und getötet wird, dann hat der Autofahrer natürlich auch Anteilnahme verdient. Er kann für die Situation wenig bis gar nichts. Du würdest ja auch keinen Lokführer verurteilen, weil er einen Selbstmörder oder Schrankenignoranten überrollt. Er konnte die Situation nicht beeinflussen. Beide Varianten haben nur Verlierer und es gibt für beide Seiten Schuldige. In Summe sind es Situationen die sich keiner wünscht und bei denen es nur hilft wenn alle aufeinander aufpassen und im Zweifelsfall zurückstecken. Ich denke, es waren schon einige Autofahrer froh, dass ich gebremst habe (mal mehr, mal weniger einsichtig) und ich war auch schon einige Male froh, das ein Autofahrer für mich gebremst hat.
 
Es macht aber auch einen Unterschied ob man Schuld hatte oder nicht. Wenn ein PKW oder LKW beim Abbiegen jemand überrollt, ist das Mitgefühl mit dem Fahrer gering.
Wie gesagt: Geh in die entsprechenden Kommentarspalten unter den Artikeln und Du wirst merken, dass es für die meisten Leute nicht den geringsten Unterschied macht. Hier in Berlin werden dieses Jahr besonders Seniorinnen auf Fahrrädern tot gefahren. Entweder von Rechtsabbiegern oder auch einfach von hinten überrollt. In den allerwenigsten Fällen hat der Radfahrer/die Radfahrerin selbst die Schuld.
Die Kommentare in den Kommentarspalten sind trotzdem immer dieselben.
 
Nur weil 200 Trolle irgendwo rumhaten, sind das noch lange nicht alle Verkehrsteilnehmer. Man sollte im Internet nicht den lautesten Stimmen glauben schenken, sondern differenzieren. Arschlöcher gibt es überall. Ich könnte auch einige Fahrradfahrer vom Rad schubsen, wenn ich sehe, wie rücksichtslos die fahren. Nur ist das Schadenspotenziall geringer. Und diese Radler komentieren im Internet vermutlich genauso aggressiv gegen die Autofahrer wie die von dir genannten Beispiele.
 
So, heute hat in Berlin wieder mal ein LKW-Fahrer beim rechts abbiegen eine Radfahrerin "übersehen" und getötet. Kannst ja mal einen Artikel in einer Online-Zeitung Deiner Wahl suchen und die Kommentare darunter durchgehen. Ich bin SICHER, dass da irgendjemand fragt, wie es denn dem armen LKW-Fahrer geht, ein anderer wir darauf hinweisen, dass die Frau auch damit rechnen muss übersehen zu werden und wieder jemand anders wird anmerken, dass die meisten Fahrradfahrer sowieso bei rot fahren.

Ich kann es Dir leider nicht raus suchen, denn mir wird dabei immer speiübel und ich hab dann ein paar Nächte lang Schlafstörungen.
 
@atlas01 :
Tut mir sehr Leid, was Deiner Familie passiert ist. Das ist ein Ereignis, das immer präsent bleibt und mit dem man leben lernen muss.
Aber man kann es trotzdem nicht mal ansatzweise mit dem Schicksal der Familie vergleichen, die ein Kind verloren hat.

Du bist ja ein richtiger Empathiebolzen:) Also ich kann Dir sagen: DU kannst nicht ansatzweise nachempfinden wie es ist als Jugendlicher so etwas mitzuerleben... Was es mit einer Familie macht und unwiederbringlich zerstört. Ich erspare uns hier allen Details.
Aber, man kann mit so einem Erlebnis nicht einfach so leben. Es mag ja sein, dass es gewissenlose und gefühllose Menschen gibt, die so etwas kalt läßt, die meisten wohl kaum. Heute hätte man uns wohl alle zusammen in Therapie geschickt...

Ich denke die beiden Dinge sollte und kann man nicht vergleichen - beides ist das Schlimmste, was im Straßenverkehr passieren kann. Wie geschrieben wurde: in so einem Fall gibt es nur Verlierer.

Nur mal interessehalber wie wäre Deine Einschätzung: wer hätte nach Deinem Empfinden wohl den Schaden bezahlen müssen? Also ich sag mal so, ich hatte schon den Eindruck, dass Radfahrer in diesem Fall, das klingt jetzt hart "versicherungstechnisch" bevorzugt werden. Ja es waren Kinder, die sich verkehrwidrig verhalten hatten, deren Eltern ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen waren. Aber wer will das schon so sehen?
Und nach meiner Erinnerung war die Berichterstattung damals unterschwellig eher pro Radfahrer...
Und ich weiß von anderen Fällen, bei denen das ähnlich gehandlet wurde.
In der Regel würde ich die schreibende Zunft in Schutz nehmen wollen und ihr neutrale Berichterstattung attestieren.

Und es macht auch keinen Unterschied ob Schuld oder nicht, wenn man überwiegend davon ausgehen darf, dass niemand so eine Situation absichtlich sucht.
Die meisten sind - solange es gut geht sich der absoluten Risiken nicht bewußt.

Die Frage ist doch, wie kann man soetwas nachhaltig ändern oder verbessern?

Nur durch Selbsteinsicht. Und dazu braucht es Miteinander und nicht Gegeneinander.
Und Bevormundungen und Vorschriften bringen uns letztlich auch nicht weiter, davon haben wir schon genug.
Das Schlechteste was man tun kann, ist auf seinem Recht zu beharren. Egal, ob man als Fußgänger, Rad-, Motorrad oder Radfahrer im Straßenverkahr unterwegs ist.
Und selbst wenn sich alle korrekt verhalten würden - bleibt ein nicht unerhebliches Restrisiko! allein durch das erhöhte Verkehrsaufkommen, das wir aber alle selbst beeinflussen können...!!!

Man kann zum Beispiel wie wir dies bei uns regelm. tun, aktiv Artikel in der Zeitung lancieren, indem man regional die Situation vor dem Kindergarten "anprangert": weil nämlich viele Jungmütter ihre Sprösslinge "standestgemäß" per SUV vorfahren:) und sich selbst und andere gefährden, anstatt mal mit dem Rad zu fahren oder zu Fuß zu gehen.
Ich fahre da oft und gerne vorbei mit meinem Lasti - sehr zur Freude vielen Kinder, die soetwas auch wollen...
Vielleicht hilfts.
Zu mir in den Betrieb kommen oft Lieferanten/ Zusteller - manche in einem Irrsinnstempo gefahren - natürlich spreche ich diese Leute darauf an, wenn mir dies auffällt. Ich weiß natürlich, dass viele in Termindruck sind. Naja, bei einem schweren Unfall steht man länger und kann womöglich länger aussetzen... Nicht bevormundend. Nur ein kleiner Baustein. Das ist nicht sinnlos, wenn es nur bei einem fruchtet.
Dazu muß man sich aber Zeit nehmen.
Ein anderer Baustein ist, den Leuten alternative Verkehrmittel schmackhaft zu machen...

Vielleicht lesen ja viele hier mit und lassen sich mitreißen von den vielen Vorteilen die z.B. das Cargobiken mit sich bringt - in den anderen threads...

In diesem Sinne LG. Andreas
 
Du bist ja ein richtiger Empathiebolzen:)
Durchaus, ich hab das sogar studiert. Aber zur Empathie gehört in meinen Augen auch sich zu positionieren.
Also ich kann Dir sagen: DU kannst nicht ansatzweise nachempfinden wie es ist als Jugendlicher so etwas mitzuerleben... Was es mit einer Familie macht und unwiederbringlich zerstört.
Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich hab es nicht erlebt, und ich habe auch nicht erlebt wie es ist ein Kind zu verlieren. Ich kann nur versuchen mir beides vorzustellen, mich in diese Lage hinein zu versetzen.
Nur mal interessehalber wie wäre Deine Einschätzung: wer hätte nach Deinem Empfinden wohl den Schaden bezahlen müssen? Also ich sag mal so, ich hatte schon den Eindruck, dass Radfahrer in diesem Fall, das klingt jetzt hart "versicherungstechnisch" bevorzugt werden. Ja es waren Kinder, die sich verkehrwidrig verhalten hatten, deren Eltern ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen waren. Aber wer will das schon so sehen?
Und nach meiner Erinnerung war die Berichterstattung damals unterschwellig eher pro Radfahrer...
Es sei Dir ungenommen, dass das eine sehr schwierige Zeit war. Auch kann ich mir durchaus vorstellen wie sich im sozialen Umfeld der Tritsch und Tratsch entwickelt, wie Vorurteile gebildet werden und man sich ständig beobachtet fühlt. Ich kenne die Menschen ein wenig (ich hab das wirklich studiert).

Ich weiß nicht, wie das in eben diesem Deinem Fall abgelaufen ist, wer "Schuld" hatte, darum geht es mir aber auch gar nicht. Es geht darum, dass der Tod eines Menschen durch nichts zu relativieren ist. Und genau das passiert aber ständig in der öffentlichen Diskussion. Und einer dieser stereotypen Sätze ist eben: "Natürlich ist das tragisch für die Angehörigen, aber hat eigentlich schon jemand gefragt, wie es dem KFZ-Lenker geht?"

Ich denke (ich weiß es nicht, denn ich habe es nicht erlebt, aber ich denke), wenn Du ein Kind durch den KFZ-Verkehr verlierst, dann geht es nicht mehr groß um Versicherungen, um Schadensregulierung, öffentliche Berichterstattung, etc. Dann geht es nur noch darum, wie man den nächsten Tag überleben kann, ohne sich zu suizidieren.

Im Übrigen zwei Beispiele, die mich daran zweifeln lassen, dass es wirklich so gravierend für den Fahrer ist:

- Hier in Berlin wurde vor zwei Jahren eine Frau von einem rechts abbiegenden LKW getötet. Die Tochter der Radfahrerin war bis dahin Halbwaise, danach dann eben Vollwaise. Der LKW-Fahrer hatte Wimpel am Außenspiegel angebracht, die ihm die Sicht genommen haben, außerdem war er als Abbieger recht schnell unterwegs. Er war eindeutig schuldig (Urteil: 150 Tagessätze). Ein dreiviertel Jahr später hat er bereits wieder als LKW-Fahrer gearbeitet. http://www.rad-spannerei.de/blog/20...siger-toetung-vor-dem-amtsgericht-tiergarten/

- Ein Reisebus hat dieses Jahr eine Frau angefahren, die zur Notoperation ins KH musste. Die Rennleitung hat den Unfall aufgenommen und bevor klar war, wie der Unfall genau passiert ist und wie es der Frau geht ist der Busfahrer mit seinem vollen Bus weiter gefahren. http://www.morgenpost.de/berlin/pol...ll-Reisebus-erfasst-Radfahrerin-in-Mitte.html

Insofern und bei allem Respekt: Ich gestehe es durchaus zu, dass es Leute mit genug Empathie gibt, die von Schuldgefühlen geplagt werden und das nicht so einfach wegstecken. Aber trotzdem geht das Leben weiter. Auf der anderen Seite geht das Leben nicht mehr weiter. Nie mehr.
 
Durchaus, ich hab das sogar studiert. Aber zur Empathie gehört in meinen Augen auch sich zu positionieren.
Vielleicht ja, vielleicht nein. Ich hab es nicht erlebt, und ich habe auch nicht erlebt wie es ist ein Kind zu verlieren. Ich kann nur versuchen mir beides vorzustellen, mich in diese Lage hinein zu versetzen.
Es sei Dir ungenommen, dass das eine sehr schwierige Zeit war. Auch kann ich mir durchaus vorstellen wie sich im sozialen Umfeld der Tritsch und Tratsch entwickelt, wie Vorurteile gebildet werden und man sich ständig beobachtet fühlt. Ich kenne die Menschen ein wenig (ich hab das wirklich studiert).

Ich weiß nicht, wie das in eben diesem Deinem Fall abgelaufen ist, wer "Schuld" hatte, darum geht es mir aber auch gar nicht. Es geht darum, dass der Tod eines Menschen durch nichts zu relativieren ist. Und genau das passiert aber ständig in der öffentlichen Diskussion. Und einer dieser stereotypen Sätze ist eben: "Natürlich ist das tragisch für die Angehörigen, aber hat eigentlich schon jemand gefragt, wie es dem KFZ-Lenker geht?"

Ich denke (ich weiß es nicht, denn ich habe es nicht erlebt, aber ich denke), wenn Du ein Kind durch den KFZ-Verkehr verlierst, dann geht es nicht mehr groß um Versicherungen, um Schadensregulierung, öffentliche Berichterstattung, etc. Dann geht es nur noch darum, wie man den nächsten Tag überleben kann, ohne sich zu suizidieren.

Insofern und bei allem Respekt: Ich gestehe es durchaus zu, dass es Leute mit genug Empathie gibt, die von Schuldgefühlen geplagt werden und das nicht so einfach wegstecken. Aber trotzdem geht das Leben weiter. Auf der anderen Seite geht das Leben nicht mehr weiter. Nie mehr.

Nun ja, das Problem ist daß Du eben auch "nur" Deine Meinung hast und in meinen Augen pauschalisierst.
Ich bin durchaus ein Freund davon sich zu positionieren.
Wie Du bemerken konntest beschäftigt mich die Erlebnis von damals heute nach über 30!!! Jahren noch, obwohl ich nur passiv beteiligt war... es ist also immer noch nicht vorbei.
Worauf ich hinaus will: Jeder Fall ist individuell verschieden.
Ich will noch nicht mal sagen, dass es für meine Persönlichkeitsentwicklung und die Sicht auf die Welt letztendlich einen Nachteil hatte... aber vielleicht will man dies auch nur so sehen.
Es klingt für mich sehr lapidar, einfach zu sagen, man muß damit lernen zu leben. Und nicht jeder kann mit so einem Vorfall umgehen... mein Vater konnte es nicht.

Ich wehre mich vehement gegen Deine Behauptung, (je-)der Autofahrer würde sich nach so einem Vorfall einfach wieder ans Steuer setzen.

Wenn Du DAS? studiert hast, ist Dir aber auch vielleicht bewußt, dass bei Unfällen im Straßenverkehr mit schweren bis tödlichen Personenschäden (zurecht) immer ganz genau geschaut wird, ob - trotz des (evt. eindeutigen) Vorfalls, der Unfall zu vermeiden gewesen wäre.
Und auf einmal befindet sich der Unfallbeteiligte mit dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung im Gerichtssaal, um sich rechtfertigen zu müssen, ob er den Unfall hätte "voraussehen" hätte können oder müssen.
Der Schwächere oder an Leib und Gesundheit Geschädigte hat meinem Dafürhalten durchaus einen Bonus - auch wenn die Beispiele, die Du nennst einen anderen Schluß zulassen können.

Niemand gibt Dir letztlich die "Absolution" - auf einmal hast Du einen Makel an Dir, den Du Dein Leben lang nicht mehr los wirst, weil auch geregelt werden muß, wie der Schaden bezahlt wird.

Das sind nicht die Familien, das sind dann die Anwälte und Versicherungen... da bist Du auf einmal auswegslos ausgeliefert...
Du wirst mit einem Rechtssystem konfrontiert, indem es ein Fehler ist, ehrliche Angaben zur Sache zu machen, es wird Dir abgeraten, sich nach dem Verletzten zu erkundigen, weil es womöglich zu Deinem Lasten ausgelegt wird - und Du sollst einräumen wie leid Dir der Vorfall tut, obwohl Du Dir gar keiner Schuld bewußt sein kannst - nur damit Du im Zweifel gut dastehst.

Stimmt, jeder getötete Verkehrsteilnehmer ist ein verlorener Freund, einen verlorener Partner, Kind usw....
Egal auf welcher Seite man steht - beide sind Verlierer.

Deshalb werbe ich für Verständnis und ein Miteinander...

LG. Andreas
 
Wenn Du DAS? studiert hast, ist Dir aber auch vielleicht bewußt, dass bei Unfällen im Straßenverkehr mit schweren bis tödlichen Personenschäden (zurecht) immer ganz genau geschaut wird, ob - trotz des (evt. eindeutigen) Vorfalls, der Unfall zu vermeiden gewesen wäre.
Und auf einmal befindet sich der Unfallbeteiligte mit dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung im Gerichtssaal, um sich rechtfertigen zu müssen, ob er den Unfall hätte "voraussehen" hätte können oder müssen.

ohne mich jetzt voll in eure diskussion einklinken zu wollen, halte ich die zitierte aussage durchaus auch für zu pauschalisierend. es gibt da halt ein kräftemissverhältnis, dem rechnung getragen gehört. das pendel hat aktuell noch massiv schlagseite. relativierungen wirken da auf akut oder potentiell betroffene wie ein schlag ins gesicht.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/l...lub-kein-ungewoehnliches-urteil/12441328.html
 
Deshalb werbe ich für Verständnis und ein Miteinander...
Mir tut zunächst einmal die 32-jährige Leid, die gestern so furchtbar und sicher schmerzvoll ums Leben kam. Mein Beileid auch den Angehörigen, den Freunden. Dass der unfallbeteiligte LKW-Fahrer psychologische Hilfe brauchen könnte und diese auch erhalten soll, dagegen ist doch gar nichts einzuwenden. Dies war allerdings nicht mein erster Gedanke, als ich die Meldung las.

Verkehrsregeln, Gesetze und das baulich-technische dazu, sollen ja in erster Linie dienen, damit potenzielle Opfer gar nicht erst zu Opfern werden und Totfahrer gar nicht erst zu Totfahrern. Der Verkehr, der öffentliche Raum ändert sich mit den Zeiten, daher bedarf auch das Sicherheitskonzept ständiger Überprüfung und ggf. Adaption. Das Werben für Verständnis und Miteinander ist schön und gut und wird sicher vielen für die Verhältnisse verantwortlichen Politikern leicht von der Zunge gehen, zumal es in erster Linie nichts kostet. Ausgaben enstehen höchstens für den Druck von ein paar Flyern oder so. Dass aber ein zeitgemäßer Umbau einer Großstadt wie Berlin im Hinblick auf die Verkehrs-Belange eine Herkules-Aufgabe ist, das sollte klar sein. Herkules-Aufgabe soll heißen: Das dauert, das wird teuer und auch bisschen schmerzhaft. "Schmerzhaft" deswegen, weil natürlich irgendjemand wird verzichten müssen, wenn bei endlicher Fläche mehr Verkehrsgerechtigkeit und Sicherheit hergestellt werden soll. Langsamer, räumlicher besser getrennt geht nicht zusammen mit einer Parallelwelt des "weiter-wie bisher".

Solange diese wichtige zukunftsweisende Aufgabe dermaßen halbherzig bis gar nicht angepackt wird, mag ich, Bitte, kein Wehklagen über traumatisierte Unfallverursacher hören. Zumindest dann nicht, wenn ebenjene als Verursacher betroffene nicht selbst auf Änderungen (gesetzlich, baulich) im Miteinander im Straßenverkehr drängen. Wo bleiben denn die vielen LKW-Fahrer und Speditionen, die nach den regelmäßig sich ereignenden Rechtsabbiege-Unfällen auf politische Konsequenzen drängen? Ich habe da noch nie irgendetwas gehört. Deren psychische Traumatisierung reicht dafür zumindest nicht aus. Sehr schade!

Die von Andreas persönlich erlebte Geschichte ist sicher schwer in einem öffentlichen Forum und mit Halb- bis Garnichtwissen zu diskutieren oder zu werten. Letzteres steht mir auch gar nicht zu. Man sollte nie jemanden seinen Schmerz, seine Trauer, sein Erschrecken, sein Geschocktsein vom Erlebten absprechen oder versuchen, dieses zu relativieren. Umgekehrt, aus Opferperspektive, gilt das aber genau so. Fritz-Cola schrieb meiner Meinung nach schon die komplett richtigen Zeilen dazu. Danke Dir dafür!

Dass es indes unmöglich sein solle, mit so einem Trauma weiterzuleben, das würde ich für die allermeisten Menschen in Frage stellen. Durch meine Arbeit in der Notaufnahme werde ich täglich mit traumatischen Einschnitten in Biografien von Menschen konfrontiert und habe in meinen Berufsjahren dabei auch meinen kleinen Teil Traumatisierung abbekommen. Aufrund erlebter Tätigkeit als Ersthelfer außerhalb der schützenden Klinikmauern, schützend im Sinne von geregelten Abläufen und professionellem Management, und auch durch Tätigkeiten mit der Feuerwehr zusammen, habe ich für mich festgestellt, dass es sehr angenehm (und psychisch leichter verkraftbar) ist, in dem setting einer Notaufnahme gemeinsam ein Problem anzugehen, und zwar leichter gegenüber der chaotischen Situation am Ort eines Unfalls. Das Chaos, das Unübersichtliche, Blut und Blech, Schreie und Stöhnen, offene Frakturen, unversorgte arterielle Blutungen, offene Schädeldecken, Sterben - das ist sehr, sehr schwer zu ertragen. Am besten, man kann was tun und weiß auch, was zu tun ist. Der große oder größte Schreck kommt eh' erst hinterher.

Ich vermute, dass die allermeisten Autofahrer in ihrer "Blechburg" kein realistisches Gefühl für die bewegte Masse und die gefahrerene Geschwindigkeit, mithin die kinetische Energie haben. Unterstützt wird diese "Ferne zur Physik" durch eine Autoindustrie, die immer komfortablere Autos baut: Leiser, sicherer, mit vielen elektronische Helferlein (welche die Grenzen der Physik immer knapper auszureizen helfen). Das Aussteigen nach einem "Bumms", sofern man dann unverletzt aussteigen kann, und das "Besichtigen" der Folgen, etwa in der oben von mir geschilderten Härte, das dürfte für viele in der Hinsicht unerfahrene Autofahrer ein ziemliches Schockerlebnis sein. Dazu kommt die Verpflichtung zu helfen, Hilfe zu rufen, abzusichern - in jedem Fall sofort etwas zu tun! Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass laut Presseberichten die Zahle derer, die nach einem Unfall (Kfz) einfach "türmen", enorm zugenommen hat? Aber das nur am Rande. So ein prägendes Ereignis, prägend im Sinne von Physik, Ethik, Verantwortung übernehmen, über das Leben und das Miteinander nachdenken, so ein Ereignis will bewälltigt werden, ggf. mit psychologischer Hilfe. Aber es kann bewältigt werden. Wichtig ist, dass man es richtig einordnet, nicht die ganze Welt oder Einzelne als böse hinstellt (und sich als komplett unschuldiges Opfer), sondern den intellektuellen Klimmzug schafft, die Transzendenz, über unser Dasein und Miteinander wirklich einmal nachzudenken. Wem das allein nicht reicht, der kann darüber hinaus auch gerne noch mehr tun. Ehrenamtlich, Opferhilfe, sich in der Verkehrspolitik engagieren.

Schöner aber wäre es, wenn schon zuvor ein gewisses Verständnis für die genannten Zusammenhänge da wäre. Ein weiteres Beispiel, die grundsätzliche Gefahr, die von Autos und LKW ausgeht betreffend: Der Gesetzgeber hat wohlweislich die so genannte Gefährdungshaftung in die Kfz-Haftpflicht inkludiert. Bei einer Gefährdungshaftung kommt es auf die Widerrechtlichkeit der Handlung oder ein Verschulden des Schädigers nicht an! Das klassische Beispiel wäre das am Berg abgestellte Auto (ein bis zwei Tonnen Gewicht), welches durch einen unabsehbaren technischen Defekt an der Feststellbremse ins Rollen kommt und dadurch schwere Schäden oder gar Personen anrichtet. Bei Abwesenheit des Halters/Fahrers, bei Befolgen aller gesetzlichen Vorschriften. Das, was oft heulend von Seiten der Auto- und LKW-Fahrer als "Bevorzugung" der Radfahrer im Sinne der Schadensregulierung hingestellt wird, entspricht im Grundgedanken einfach nur der Wertung einer grundsätzlich höheren Gefahr, die von jenen Verkehrsmitteln (und natürlich auch Verkehrsteilnehmern) ausgeht. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ich mir bezüglich Lastenrad/Ladung mit 200kg Gewicht und 250W E-Motor auch so meine Gedanken mache (Gehwegradeln?). Bislang scheint der Gesetzgeber den Aufwand von Kennzeichnung, Registrierung, Versicherungspflicht als unangemessen hoch zu einzuschätzen.

Zurück zum Ausgangspunkt: Meine unmittelbare persönliche Konsequenz aus der traurigen Meldung gestern wird sein, dass ich am kommenden Freitag einmal wieder die critical mass in Berlin mitfahren werde. Mögen die Autofahrer über die "Korker" denken, was sie wollen ("Gegeneinander", "Provokation"), ich für meinen Teil glaube an eine bessere Zukunft für uns und unsere Kinder. Besser übrigens auch im Sinne der bereits durch psychologische Traumata geschädigten Unfallverursacher.

Habt es gut miteinander, fahrt sicher und umsichtig!
Manuel
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachtrag, aus unten stehendem link:

... Mit der jungen Frau sind bereits 14 Radfahrer in diesem Jahr auf Berliner Straßen umgekommen. Wir wollen nicht weiter hinnehmen, dass in jedem Jahr mehr Radfahrer zu Tode kommen. Kommt heute um 19:30 Uhr zu einer Mahnwache an der Beusselbrücke, um unserer Trauer Ausdruck zu verleihen und die Politiker in dieser Stadt aufzufordern, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zu regreifen, damit das sinnlose Sterben ein Ende hat.

Montag, 24. Oktober 2016 um 19:30 Uhr: Mahnwache an der Beusselbrücke vor dem Eingang zum Berliner Großmarkt

Ich bin leider auf Arbeit, aber vielleicht will und kann jemand von euch hin.

http://www.rad-spannerei.de/blog/2016/10/24/14-radtote-in-berlin-im-jahr-2016/
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin hin und wieder auf den Mahnwachen, aber dieses mal war es mir eindeutig zu weit weg.

Das von @knarf verlinkte Urteil überrascht mich tatsächlich auch nicht. Es ist ja auch so, dass die Strafen für Verkehrsvergehen, bei welchen es nicht zu einem Unfall kommt (also z.B. Geschwindigkeitsübertretung) bei uns in Deutschland lächerlich gering sind.
Ich kann mich an den Fall eines Schweden (oder Norweger?) erinnern, der mit maßlos überhöhter Geschwindigkeit geblitzt wurde. Da er keine Punkte in Flensburg bekommen konnte wurden diese in Geld umgerechnet, das waren ein paar hundert Euro. Die hatte er in bar dabei, zahlte die Strafe und fuhr weiter. In seiner Heimat wäre er (zu recht) im Knast gelandet. (leider finde ich den Artikel nicht mehr)

Warum ich auf den Satz anfangs so angesprungen bin: Wir als Gesellschaft haben in diesem Bereich völlig den moralischen Kompass verloren. Wir akzeptieren ein Gemetzel auf unseren Straßen, das ist nur noch absurd. Über 4000 Tote jedes Jahr, ... dauerhaft Schwergeschädigte, Schwerverletzte und Feinstaub-Tote noch gar nicht mitgerechnet. Und ich finde das unerträglich und unakzeptabel. Deshalb kann ich es nicht tolerieren, wenn das relativiert wird. Und die Frage, wie es denn dem Unfallverursacher gehe gehört in meinen Augen dazu (auch wenn sie in einem etwas dezenteren Deckmantel daherkommt, als der Hinweis auf die anarchischen Kampfradler).

Auch wenn der Einzelne in einer bestimmten Situation eventuell unschuldig ist, so macht sich in meinen Augen jeder, der in ein KFZ steigt und losfährt (und dazu gehöre in seltenen Fällen auch ich) mitschuldig an allen Toten auf unseren Straßen. Denn wenn ich losfahre, dann weiß ich, dass ich dadurch jemanden umbringen kann. Daraus folgt für mich auch, dass jede Fahrt, die mit einem alternativen, nicht so gefährlichen Verkehrsmittel gemacht werden könnte und trotzdem mit dem KFZ gemacht wird ein Verstoß gegen §1 der STVO ist. Und ich finde es unerlässlich, dass dieses Bewusstsein wieder zurück in die Köpfen der Menschen kommt. Denn das Versagen in diesem Bereich ist ein Gesamt-Gesellschaftliches (alle drei Gewalten und die Zivilgesellschaft versagen).

Wenn man dagegen die Zahl der durch islamistischen Terror auf deutschem Boden Getöteten stellt (0 , in Worten "null") und was um dieses Thema für ein Brimborium gemacht wird, dann verliere ich echt manchmal meinen doch recht ausgeprägten Glauben an das Gute im Menschen.
 
Ich frage mich auch schon lange wann das "Supergrundrecht auf Sicherheit" mal im Straßenverkehr zum Einsatz kommt...
 
In all der Ernsthaftigkeit steck auch ein bisschen Humor:
Alle KFZ-Lenker, die jemanden totgefahren haben (egal ob selber schuld oder nicht) fahren früher oder später wieder KFZ. Der tote Radfahrer bleibt aber tot.
Ein sich selbst totgefahrener KFZ-Fahrer bleibt also nicht tot?
 
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