Saint bremst nicht

[coma]

Hallo Leute,

bin seit ein paar Monaten stolzer Besitzer eines Bullitts mit dem Saint-Ausstattungspaket.
Das Rad gefällt mir sehr gut, nur die Vorderradbremse bremst nicht ausreichend. Die Bremse müsste die BR-M820 sein und es sind ab Werk vorne Metallbeläge verbaut. Ich bin nicht in der Lage, das Vorderrad zu blockieren. Hinterradbremse bremst dagegen einwandfrei (mit organischen Belägen).
Nach etlichen vergeblichen Versuchen des Einbremsens habe ich die vordere Bremsscheibe gereinigt, Bremsbeläge angeschliffen und die Hydraulik entlüftet. Hat alles nichts gebracht.
Hat jemand einen Tip für mich?

 

[hinnakk]

Hast du mal die Beläge von hinten nach vorn getauscht? Dann weißt du ob es an den Belägen liegt. Vorher aber die Bremsscheiben penibel entfetten. Mit Spüli Wasser z.B. Nicht das du dir die hinteren Beläge versaust.

Da du die Bremse entlüftet hast, sollte ja keine Luft mehr im System sein können.

Wie groß ist die Scheibe vorne?


Gruß hinnakk

 

[Schnubu]

Beläge tauschen würde ich erstmal nicht machen, bzw. nur wenn 100% gesichert ist, dass die nicht in irgend einer Arte und Weise mit Fett/Öl in Kontakt gekommen sind.
Ich würde folgende Punkte durchgehen und Schritt für Schritt Fehler ausschließen:

- Ist die hintere Bremse in Ordnung (Druckpunkt, Bremskraft)?
- Hat sich denn seit dem letzten Entlüften etwas verändert, kam Luft aus dem System? Hast du richtig entlüften (Zwei-Wege-Entlüften?)
- Wie ist denn überhaupt der Druckpunkt vorn? Weich/normal/Hart? Gibt es einen Unterschied im Hebel zwischen vorn und hinten?
- Am besten beide Druckpunktverstellschrauben komplett reindrehen und dann vergleichen. Wenn unterschiedlich: Noch mal penibel entlüften.
- Bewegen sich alle vier Bremskolben vorn gleichmäßig? Wenn nicht, dann ist etwas an den Kolben faul. Ab zum Händler, du solltest ja noch Garantie haben.
- Ist am Sattel ein Ölfilm zu sehen? Wenn ja ist etwas undicht: Schrauben kontrollieren oder ab zum Händler.
- Ist das Bremsgeräusch beider Scheiben gleich? Bei gesinterten Beläge hört sich das Bremsen wie ein trockenes Schleifen an. Wenn ein Knarren oder Quietschen zu hören ist, vor allem kurz vorm anhalten, dann ist Fett im Spiel.

Ansonsten, wie hinnakk schon geraten hat, penibelst entfetten, falls Fett drauf sein sollte! Zum Entfetten am besten Isopropanol (ist beim großen Internatschweineladen mit A sehr günstig zu bekommen) nutzen, Scheiben mehrfach reinigen, Beläge ausbrennen und abschleifen. Danach eine Gefällestrecke suchen und quälen, also Beläge und Disc mal richtig heiß bremsen.

Viel Erfolg

Schnubu

 

[Sanktnelson]

Scheiben mehrfach reinigen, Beläge ausbrennen und abschleifen. Danach eine Gefällestrecke suchen und quälen, also Beläge und Disc mal richtig heiß bremsen.

Und für die Zeit, die du dafür investierst, kauf dir gleich einen neuen Satz Beläge und eine neue Scheibe. Komplett als Satz tauschen und du bist sicher, daß nix mit Fett kontaminiert ist.
Wenn dann alles gut ist, reklamierst di die alten Beläge plus Scheibe beim Händler. Wenn nicht liegt es an Sattel, Hebel oder Schlauch, dann hast du halt einmal Verschleissmaterial für die nächste Wartung auf Vorrat.

 

[Schnubu]

Und für die Zeit, die du dafür investierst, kauf dir gleich einen neuen Satz Beläge und eine neue Scheibe. Komplett als Satz tauschen und du bist sicher, daß nix mit Fett kontaminiert ist.

Eine neue Scheibe, nur weil da eventuell mal Fett drangekommen ist? Nichts für ungut, aber das halte ich für doch sehr übertrieben, schließlich reinige ich meine Bratpfanne zu Hause auch und werfe sie nicht gleich nach jeder Nutzung weg.
Es gibt sehr gute Möglichkeiten zur Fettentfernung, das ist nicht teuer und vom Arbeitsaufwand etwa gleich wie der von dir vorgeschlagene Kompletttausch.

 

[bastelfreak]

Es reicht auch das ganze System richtig heiß zu bremsen. Am besten einen langen Hang mit treten und schleifender Bremse runter, am besten nicht schneller als 8km/h. Dann verbrennt das möglicherweise vorhandene Öl. Ich habe das in der Vergangenheit sehr oft machen müssen, weil ein Sattel mal undicht war und alle 1-2 Wochen war die Bremsleistung weg.

 

[Sanktnelson]

werfe sie nicht gleich nach jeder Nutzung weg.

Von wegwerfen hat niemand gesprochen, im Gegenteil. Es geht mir lediglich um die sichere Diagnose.

vom Arbeitsaufwand etwa gleich wie der von dir vorgeschlagene Kompletttausch.

Das finde ich schwer vorstellbar. Komplettaustausch = Demontage + Neumontage. Das Reinigen wäre ein extra Schritt dazwischen.

 

[coma]

Danke für die Hinweise.

Hast du mal die Beläge von hinten nach vorn getauscht

Das wäre als nächstes auf meiner Liste.

Vorher aber die Bremsscheiben penibel entfetten. Mit Spüli Wasser z.B

Habe Bremsenreiniger verwendet bei der Reinigung. Vor der Reinigung der Scheibe und Beläge war vorne ein Film zu sehen. Nach dem Reinigen kam der nicht wieder.

Nicht das du dir die hinteren Beläge versaust

Können die Beläge durch Fett in einer Weise angegriffen werden, die man nicht mit Reinigung/Abschleifen/Abflammen wieder hinbekommt?

Wie groß ist die Scheibe vorne?

203mm.

- Ist die hintere Bremse in Ordnung (Druckpunkt, Bremskraft)?

Ich denke schon. Was den Druckpunkt angeht habe ich keinen Vergleich. Es ist mein einziges Rad mit hydraulischen Scheibenbremsen.
Wie soll sich das genau anfühlen? Ich habe vorne und hinten einen definierten Druckpunkt. Vorne kann ich den Bremshebel jenseits des Druckpunktes mit deutlich weniger Kraft bewegen.

- Hat sich denn seit dem letzten Entlüften etwas verändert, kam Luft aus dem System? Hast du richtig entlüften (Zwei-Wege-Entlüften?)

Es kam Luft heraus, aber ich vermute das war genau die, die ich auch eingebracht habe. Der Druckpunkt hat sich nicht verändert.
Ich habe in beide Richtungen entlüftet, ja. Außerdem habe ich Zuleitung und Bremshebel vom Rahmen demontiert und den Hebel in 2m Höhe angebracht, so dass die Zuleitung bogenfrei nach oben lief.

- Wie ist denn überhaupt der Druckpunkt vorn? Weich/normal/Hart? Gibt es einen Unterschied im Hebel zwischen vorn und hinten?

Siehe oben. Vorne ist deutlich weicher als hinten. Ich nehme mittlerweile an, dass das an der längeren Zuleitung liegt, die sich doch etwas dehnt.

- Bewegen sich alle vier Bremskolben vorn gleichmäßig? Wenn nicht, dann ist etwas an den Kolben faul. Ab zum Händler, du solltest ja noch Garantie haben.

Noch nicht überprüft. Händler ist schwierig, da weiter weg.

- Ist am Sattel ein Ölfilm zu sehen? Wenn ja ist etwas undicht: Schrauben kontrollieren oder ab zum Händler.

Ist dicht.

- Ist das Bremsgeräusch beider Scheiben gleich? Bei gesinterten Beläge hört sich das Bremsen wie ein trockenes Schleifen an. Wenn ein Knarren oder Quietschen zu hören ist, vor allem kurz vorm anhalten, dann ist Fett im Spiel.

Vorne quietscht es höllisch kurz vor dem Stillstand. Hinten geht es. Vorne ist die Scheibe aber auch größer als hinten (203mm gegenüber 180mm).

 

[hinnakk]

Bei mir ist die vordere Bremse auch etwas weicher bei beiden Lastis. Das kommt tatsächlich durch die lange Leitung. Man kann das durch eine Stahlflexleitung optimieren. Kostet aber viel Geld und es sollte auch ohne klappen. Die Stahlflexleitung sollte nur die Dosierbarkeit verbessern. Es sollte aber mit einer Saint und 203er Scheibe wirklich keine Probleme bei der Bremsleistung geben.

Ich habe es bei organischen Belägen probiert und die nicht wieder hinbekommen. Es wurde zwar besser, aber sie kamen nie wieder auch nur annähernd an neue heran. Ende vom Lied waren dann neue Beläge und seitdem achte ich penibel drauf wo Öl hinkommt. Werde wohl die Scheibe mal ohne es zu bemerken mit Balistol oder WD40 leicht getroffen haben. Das Öl zieht in die mikroskopischen Ritzen im Belag.

Die Geräusche können von den Belägen stammen. metallische Beläge neigen eher dazu. Aber es gibt da zig Gründe dafür. Belags/Scheiben Kombi, loser Sattel, schwingende Gabel, schwingendes Schutzblech und deren Streben....

Gruß hinnakk

 

[Schnubu]

Können die Beläge durch Fett in einer Weise angegriffen werden, die man nicht mit Reinigung/Abschleifen/Abflammen wieder hinbekommt?

Das hängt von der Menge des Öls und der Einwirkzeit ab. Ist Öl direkt auf die Beläge gelaufen, dann weg damit. Ist leichter Ölnebel auf der Scheibe und man bremst mal rüber, dann sind die in der Regel noch zu retten.

Wie soll sich das genau anfühlen? Ich habe vorne und hinten einen definierten Druckpunkt. Vorne kann ich den Bremshebel jenseits des Druckpunktes mit deutlich weniger Kraft bewegen.

Das ist schon mal gut, dass ein Druckpunkt da ist. Jedoch sollte der trotz der langen Leitung nach vorn nicht allzu weich sein. Der Hebel sollte sicht nicht spielend an der Lenker ziehen lassen. Beide Hebel sollten sich gleich weit ziehen lassen.

Es kam Luft heraus, aber ich vermute das war genau die, die ich auch eingebracht habe. Der Druckpunkt hat sich nicht verändert.

Luft solltest du beim Entlüften keine einbringen, aufpassen dass keine Blasen in der Spritze oder im Trichter drin sind. Alle Leitungen, Sättel und Bremshebel unbedingt abklopfen und die Luft rauspumpen. Die Druckpunktschraube zurückdrehen. Hier ist das erstklassig (zwar für die XT, ist aber das gleiche) erklärt.

Vorne quietscht es höllisch kurz vor dem Stillstand. Hinten geht es. Vorne ist die Scheibe aber auch größer als hinten (203mm gegenüber 180mm).

Das hört sich nach fettigen Belägen an. Quietschen sollte im trockenen Zustand nichts. Wie gesagt, vergleiche das Reibgeräusch zwischen vorderer und hinterer Bremse. Das muss ein trockenes Schleifen sein.

Fazit: Vorn neue Beläge, Disc komplett entfetten und noch mal penibel entlüften, am besten zu zweit. Ach ja, beim Entlüften die Beläge vorher entfernen, die Kolben behutsam zurückdrücken und den Entlüftungsblock nutzen. Ich denke nicht, dass da etwas defekt ist.
Und dann verbanne Sprühdosen (WD40 o.ä.) aus dem Fundus, das spritzt es immer sonstwohin, vor allem auf die Disc.

Auf geht's...

 

[rampe]

Ein kleine entmutigender Beitrag:

ich hatte XT Discs M775 vom MTB, wo sie super funktionierten ans Bullitt gebaut. Seit dem ist die Bremsleistung äußerst bescheiden. Alle Tricks sind durchgespielt - nix hilft dauerhaft.
Momentan störts es mich wegen seltener Benutzung kaum, irgendwann kommt der Austausch.
Manchmal findet man einfach keine Lösung...

 

[coma]

So schnell lass ich mich nicht entmutigen .
Habe am Wochenende die Beläge vorne und hinten vertauscht. Nun kann ich das Hinterrad nicht mehr abbremsen.
Also: Der metallene Bremsbelag ist Schrott. Ich bestelle mir einen zweiten Resinbelag und bin dann voraussichtlich zufrieden.

 

[bastelfreak]

Der Belag ist nicht Schrott, nur verölt. Du kannst ihn mit einem Heißluftfön oder auf einem alten Kochmuldenherd ausbrennen, dann bremst der wieder. Wenn sich der Aufwand für dich nicht lohnt, dann ist ersetzen natürlich auch ein probates Mittel