N'abend zusammen,
schöne Diskussion hier. Und gut, dass es noch mehr "Beknackte" gibt, die sich von den ganzen Widrigkeiten, die einem das Pendeln mit dem Bike schon gehörig vermiesen können, nicht abhalten lassen.
Ich pendele jeden Tag 27km einfach. Aus einem Dorf in die Nürnberger Innenstadt, dort entlang des Nordrings zum Flughafen. Innerhalb Nürnbergs eine reine Katastrophe, weil diese Stadt Radler und Fußgänger regelrecht hasst, aber das ist hier nicht das Thema.
Das Ganze abwechselnd mit Crosser oder Packster HS, bei schlechtem Wetter mit der Bahn. Das Auto ist auf Grund von Stau und Parkplatznot am Zielort keine Option. Zumal ich mit dem Auto die Reisezeiten nie genau planen kann und von allen Verkehrsmitteln am längen braucht.
Ich muss schon sagen, das Pendeln mit S-Pedelec ist schon ein Traum, zumal man die meiste Zeit wirklich auf der Straße fahren darf/muss, was das Fahren ungefährlicher und deutlich schneller (immer die 4-spurige durch die Stadt in der grünen Welle - bei Stau Gas raus und auf dem Radweg vorbei) macht. Für die 27km brauche ich mit dem Packster 41 Minuten, mit dem Crosser um die 50 bis 51 Minuten. Wobei der Wind beim S-Pedelec wenig Auswirkungen beim Crosser eher mehr Auswirkung auf die Fahrzeit hat.
Mit wildem Verschleiß ist definitiv zu rechnen: Kette (alle 2.500km), Kassette (nur die unteren Ritzel alle 5.000km), Bosch-Kettenblatt (5.000km), Federgabel (15.000km), Bremsscheiben (alle 10.000km), Beläge (alle 3.000km), Reifen (Super-MotoX alle 18.000km). Dazu kommen unbestimmte Defekte wie Lagerschäden, Motorschäden (der aktuelle Bosch läuft nun seit 9.000km zuverlässig, der Classic war eine ständige Baustelle) und Speichenbrüche.
Die Bike-Hersteller gehen von einer Lebensdauer von etwa 20.000km ihrer Produkte aus. Das haben wir in zwei Jahren erreicht. Daher ist bei solchen Laufleistungen ständiges Rumschrauben und viel Pflege der filigranen Fahrradkomponenten notwendig. Man sollte soweit fummelaffin sein, dass man fast alles selbst nach Feierabend machen kann, ansonsten kriegt dein Fahrradhändler deines größten Misstrauens Dollarzeichen in den Augen und es wird teuer.
Akku: Der 500er von Bosch kommt im Packster im Neuzustand bei Vollgas auf knappe 38-40km. Im Winter und nach einem Jahr können es aber auch schon mal nur 25km sein. Es sind auch die Kosten für einen Zweit- oder Ersatzakku einzukalkulieren. Da ist Bosch echt frech, mit knapp 600 Euro muss man rechnen. Ich kann dir nur empfehlen den Akku nicht komplett leer zu fahren und auf Arbeit nachzuladen. Doppelakkusysteme, wie sie R&M für einen Schw...aufpreis anbietet, finde ich persönlich unnötig. 1000Wh sind meist zuviel Leistung und vor allem Gewicht. Auch hängen die Akkus bei Wind und Wetter am Bike, man muss beim Abstellen zwei Akkus abfummeln und rumschleppen. Lieber einen Ersatzakku bei langen Touren mitnehmen oder zwischendurch nachladen.
Die Fragen, die man sich beantworten muss: Will man das Ganze mit dem Lastenrad machen, reicht nicht auch ein "normales " S-Pedelec? Das ist günstiger zu bekommen, leichter und kann auch mal mit ins Büro oder in den ÖPNV genommen werden. Die Abschreibung dürfte für ein normales S-Pedelec deutlich geringer sein.
Über die Kosten habe ich mir eigentlich noch keine Gedanken gemacht, da das Fahrrad bzw. das S-Pedelec für mich alternativlos sind. Warum also rechnen? Nachher kommt raus, dass das Auto billiger ist. Und dann?
Noch was zum Wetter: Der Klimawandel spielt uns voll in die Karten. ich pendele mit dem Bike das Jahr durch, Regentage kann ich pro Jahr an zwei Händen abzählen. Selbst wenn mal ein Gewitterguss kommt, hat man mit dem S-Pedelec keine Probleme: Vollgas und ab nach Hause.
Ich muss auch zugeben, dass ich ohne S-Pedelec kaum jeden Tag fahren würde. Die Kilometer summieren sich ganz schön und ich merke am Ende der Woche schon, dass das Cross-Bike (also ohne e-Antrieb) die Beine ganz schön fordert. Das S-Pedelec ist auch dann eine Option, wenn man mal leicht erkältet ist, keine Lust auf Anstrengung hat, oder mal einen Abstecher zum Einkaufen o.ä. machen will.
Noch was Rechtliches:
1. Zulassung: Nicht ist günstiger als sein S-Pedelec komplett zu versichern: Mit gut 65 Euro im Jahr bei Teilkasko und vollem Diebstahlschutz ist man dabei.
2. Fahren auf Radwegen, Rad- und Schutzstreifen untersagt: In der Praxis muss man das für sich austesten, wie die Strecke beschaffen ist. Ich nutze die Radstreifen mit, die Radwege außerorts auch, in der Stadt nicht. Waldwege sind ebenfalls in der Regel für motorisierten Verkehr tabu, interessiert aber praktisch niemanden. Es ist hier auch immer eine Frage, wie man sich selbst verhält: Passt man seine Fahrweise den Gegebenheiten an, oder versucht man immer auf die 45km/h zu kommen. Mehrere Polizeikontrollen habe ich mit dem S-Pedelec hinter mir, alles unproblematisch, die Polizei guckt in der Regel nach Tuning.
3. Akzeptanz durch Autofahrer: Ich sag mal so: Man muss schon ein dickes Fell haben und auch mal die Damen und Herren in den Blechbüchsen aufklären, was es bedeutet ein Nummernschild zu haben. Je nach Staulage und Verkehr ist das Stresslevel mal höher, mal niedriger. Mit angehupt werden und dusseligen Kommentaren muss man rechnen, aber auch mit Thumbs up oder interessanten Gesprächen an der Ampel.
Probiers aus, vielleicht kommst du für eine Woche mal an ein Leihrad, um das Pendeln mal zu testen.
Viel Erfolg
Schnubu